Gedanken zur Zeit

29. März 2023

Die Erderwärmung ist eins der überdauernden Weltprobleme. Umweltschutzmaßnahmen können sie vermutlich nicht stoppen oder gar umkehren, es sei denn, man nähme eine unvorstellbare Verarmung, Primitivisierung und Entzivilisierung in Kauf. Aber Umweltschutzmaßnahmen können die Erwärmung wahrscheinlich verlangsamen. Solche Maßnahmen verlangen Institutionen. Diese hinterlassen einen ökologischen „Fußabdruck“. Der muss wiederum mit einer Institution bewältigt werden. Diese erzeugt einen weiteren ökologischen Fußabdruck, der erneut mit einer Institution bewältigt werden muss und so weiter und so fort.Zudem wollen alle Menschen weltweit, dass es ihnen besser geht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass 1,4 Milliarden Chinesen in den ärmlichen Zustand zurück fallen möchten, in dem Mao ihnen das Heilsversprechen gab, jeder Chinese solle täglich eine volle Reisschale haben. Ich glaube auch nicht, dass über 2 Milliarden Inder und Afrikaner von der Hand in den Mund leben wollen. Sie wünschen den Wohlstand Europas oder Nordamerikas. Wer ihnen das egal aus welch edlem Grund verweigert, ist für mich ein postkolonialistischer Ausbeuter.

Bei Jugendlichen kann ich verstehen, dass sie, koste es, was es wolle, eindimensional Umweltschutz fordern. Das gehört zum moralischen Rigorismus der Jugend. Nicht ideologisch verbohrte Erwachsene sollten da differenzierter denken und handeln. Ein sogenannter homo oecologicus, ein Mensch, der sämtliche Ursachen der Erderwärmung und -verschmutzung durchschaut und sich immer so verhält, dass Klima und Umwelt nicht geschädigt, sondern verbessert werden, ein solcher Mensch dürfte ein sehr seltenes Exemplar sein. Jeder Mensch hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck, so klein er auch sein mag. Er verbraucht Nahrung sowie Sauerstoff unter Hinterlassung von Kohlendioxid und Methan.

Das Grundproblem ist: Es gibt zu viele Menschen mit berechtigten Bedürfnissen. Es muss zu allererst etwas gegen das Bevölkerungswachstum getan werden. Hierzu gibt es Möglichkeiten ohne Zwang. Eine der wichtigsten besteht darin, das Bildungsniveau der Frauen zu erhöhen. Mit ihm sinkt die Kinderzahl. Frühere Untersuchungen in Ländern mit vielen Analphabetinnen deuten darauf hin, dass schon ab vier Jahren Schulbesuch der Frauen die Kinderzahl sinkt. In Bangladesch, einem der am stärksten überbevölkerten Land der Erde, sinkt die Kinderzahl pro Frau anscheinend drastisch. Die Gründe wären genauer zu untersuchen. Ein Bengale erhielt den Friedensnobelpreis, weil er Frauen in der „Dritten Welt“ Kleinstkredite für den Betrieb einer Minifirma gewährte. Vermutlich senkt auch das die Kinderzahl. Wenn es bitterarmen Menschen etwas besser geht, so dass eine hohe Kinderzahl für sie nicht mehr zur Altersabsicherung nötig ist, stellen sie sich vermutlich die in reichen Ländern bekannte Frage „Kinder oder Konsum“ und entscheiden sich für Konsum.

Solarstrom, Windräder, geringerer Energieverbrauch im Westen sind kurz- und mittelfristig wichtig. Langfristig lässt sich das Klima meines Erachtens nur retten durch den Stopp des Wachstums der Weltbevölkerung.

Text: Uwe Müller

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