9. November

6. November 2022

Ein Tag deutscher Geschichte

In den Medien wird der 9. November häufig als „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnet. Gerade in Bezug zum 9. November 1938 enthält der Begriff eine nicht haltbare Komponente, da die Verursacher der Pogrome eindeutig die „Deutschen“ selbst waren, die Gewalt gegenüber jüdisch gläubigen ebenfalls Deutschen ausübten. Der Begriff „Schicksal“ verschleiert hier Opfer und Täter. Der Begriff „Gedenktag“ wäre sicherlich die bessere Wahl.

An dieser Stelle sei lobend hervorzuheben das Engagement hiesiger Schulen, dem Gedenken an die „Reichspogromnacht“ einen würdigen Rahmen zu geben. Reiner Zufall ist, dass andere historisch bedeutende Ereignisse ebenfalls am 9. November stattfanden.

Am 9.11.1918 wurde durch den Abgeordneten Philipp Scheidemann die „Deutsche Republik“, die spätere „Weimarer Republik“ ausgerufen. 5 Jahre später misslang der von Hitler angeführte Putschversuch in München, der die NSDAP an die Macht bringen sollte. Die Verfolgung der Juden nahm am 9.11.1938 ihren ersten Höhepunkt. Synagogen wurden in Brand gesetzt, Geschäfte zerstört, Menschen misshandelt und ermordet. Und wieder war es der 9. November, als 1989 die Berliner Mauer überwunden und den Menschen aus der damaligen DDR der Weg aus dem Unrecht in Freiheit und Demokratie geöffnet wurde. Diesmal ein freudiger Gedenktag.

Es stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, in offiziellen Veranstaltungen beider Ereignisse getrennt zu gedenken, um ihnen den jeweils gebührenden Stellenwert zu geben. Sämtliche Anlässe stiften Sinn, weil sie auffordern, gegen Rassismus und Antisemitismus einzutreten und die Demokratie und Freiheit zu verteidigen.

Bernd Eggert

Vorsitzender FORUM Sögel e.V.

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