Nach Restaurierung: Clemens-August-Gemälde zurück am Schloss

7. März 2022

Sögel – Bereits im letzten Jahr konnte das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth ein Gemälde erwerben, das den noch jungen Clemens August (1700 – 1761) Anfang der 1720er Jahre abbildet. „Solche Angebote sind recht selten. Nach Begutachtung und Recherche haben wir uns relativ schnell dafür entschieden, dass in seiner malerischen Qualität hochwertige, jedoch in seinem Zustand eher bedenkliche Bild anzukaufen“, berichtet Museumsdirektor Oliver Fok. Um das Gemälde ausstellungswürdig zu machen und vor weiteren Schäden zu schützen, war es einige Monate in der Werkstatt der Restauratorin Stefanie Nagel bei Buchholz. Nach restauratorischen Ansprüchen achtete Stefanie Nagel bei allen Maßnahmen sehr genau auf ihren Nutzen für das rund 300 Jahre alte Bild: „Denn Restaurieren heißt nicht neu machen, sondern sich dem Originalzustand wieder anzunähern und zugleich die Geschichte des Bildes sichtbar zu erhalten“, sagt Nagel.

Das Gemälde hing wohl über viele Generationen auf Gut Altenkamp. Eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie bestätigt diese Annahme. Es zeigt einen Raumzustand des späten 19. Jahrhunderts, in dem das Bild über einem Kamin im Gartensaal hängt. 1981 verkaufte die Familie Behnes das seit 1856 in ihrem Besitz befindliche Gut an die Stadt Papenburg. Das Bildnis von Clemens August ging in diesem Zuge als Nachlass an Hedwig Morhenn (geb. Behnes). Und so schließt sich der Kreis: Nach ihrem Tod hat die Tochter Annette Gieling das Gemälde dem Emslandmuseum zum Kauf angeboten. „Damit konnte ich meiner Mutter den Wunsch erfüllen, dass das Bild vom Niederrhein in das Emsland zurückkehrt“, sagt Gieling mit Freude und Stolz. Und damit es auch ausgestellt werden kann, übernahm sie die Kosten für die Restaurierung. „Das Gemälde kommt auf Schloss Clemenswerth nicht nur an einen passenden und unikalen Ort, sondern kann hier auch von vielen Menschen betrachtet werden – und das ist es doch, was Kunst und Kultur letztlich braucht: Die Begegnung mit den Menschen!“, betont Landrat Marc-André Burgdorf.

Auch wenn der Maler des 107 x 97 cm großen Gemäldes nicht bekannt ist, so kann das Bild in der Werkstatt oder aus dem Umfeld des französischen Malers Joseph Vivien (1657 – 1734) entstanden sein, der um 1700 zu einem der führenden Porträtisten von Paris aufstieg. Hierfür sprechen nach Ansicht von Museumsdirektor Oliver Fok zwei wichtige Indizien. Dies ist zum einen die künstlerische Präsens Viviens im familiären Umkreis von Clemens Augst. So war der Künstler für den Vater, dann auch für dessen Bruder Joseph Clemens als auch für Clemens August selbst tätig. Zum anderen sprechen kompositorische Übereinstimmungen für die Entstehung des Gemäldes im Umfeld von Vivien. Denn das von Vivien 1713 gemalte Gemälde des Joseph Clemens, das diesen prunkvoll im höfischen Bischofsgewand auf einen Sessel sitzend darstellt und das mehrfach von anderen Künstlern kopiert und als Vorlage für Kupferstiche verwendet wurde, gleicht dem Gemälde in der Körperhaltung und des Faltenwurfes des Bischofsgewandes von Clemens August in erstaunlichster Weise.

Gelegenheit die Neuerwerbung im Original in Augenschein zu nehmen, haben interessierte Einzelbesucher seit diesem Jahr. Am 1. März startet das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth in die Saison und hat wieder von Dienstag bis Freitag seine Türen für interessierte Einzelbesucher geöffnet (März 11 – 16 Uhr, April bis Oktober 10 – 18 Uhr). Weitere Informationen: www.clemenswerth.de

Text: Ramona Krons / Foto: Emslandmuseum Schloss Clemenswerth

Oliver Fok (li.) und Marc-André Burgdorf mit Annette Gieling.

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