Namibia – Afrika mit deutschen Anklängen

5. Januar 2022

Das Land im Südwesten Afrikas ist mit ca. 820 000 qkm fast zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, hat aber nur knapp 2,5 Millionen Einwohner. Diese dünne Besiedlung ist den Wüsten Nambib und Kalahari geschuldet. Sie bedecken den größten Teil des Landes. Als der Unterzeichner das Land kurz nach dessen Unabhängigkeit zum ersten Mal besuchte, verblüfften ihn die vielen deutschen Spuren dort. Deutsche Straßennamen, oft wurde Deutsch gesprochen, deutsche Kirchen, in Windhoeks Café Kaiserkrone und anderswo so typische „afrikanische“ Gerichte, wie Bockwurst mit Kartoffelsalat oder Schwarzwälder Kirschtorte, in den Städten Lüderitz und Swakopmund Turn- und Lesehallen, rotweißer Leuchtturm, Bismarkapotheke; ein deutscher Einfluss, den man nicht vermuten konnte. Denn das Land war bis 1915 nur gut 30 Jahre lang deutsche Kolonie, also vergleichsweise kurz. (Eine Anmerkung zum Namen Swakopmund. Swakop heißt in einer einheimischen Sprache Durchfall oder Dünnsch….)

Heute stellt das Land sich eigenständig dar. Das die Namibier beleidigende herrische Denkmal eines deutschen Kolonialreiters im Zentrum der Hauptstadt Windhoek wurde in ein Museum verfrachtet. Windhoek – eine windige Ecke in ca. 1800 m Höhe – wirkt wie das ganze Land aufstrebend und geordnet. Dies gilt, obwohl das Land bis auf den Caprivistreifen wüstenhaft trocken bis halbtrocken ist. Es verfügt außerhalb des Caprivistreifens mit dem Kunene im Norden an der Grenze zu Angola und dem Oranje als südliche Grenze zu Südafrika ausschließlich über sogen. Rivière. Das sind Flüsse, die nur zeitweise Wasser führen.

Vom Oranje aus erreicht man schnell den Fischflusscanyon. Schwarze Lavaberge und -flächen bilden einen  düsteren Kontrast zu der umgebenden Stein- und Geröllwüste. Der Canyon ist über 500 m tief und bis 27 km breit. An Ausdehnung wird er nur vom Grand Canyon der USA übertroffen. Der Blick in den Fischflusscanyon nimmt einem den Atem. Die vielen Farbtöne seiner Wände verändern sich mit jedem Sonnenstand. Die Fahrt mit dem Geländewagen auf schmaler steiler Rumpelpiste hinunter zum Talboden erfordert gute Nerven, liefert dafür jedoch grandiose Perspektiven.

Vom Canyon aus fährt man durch die Wüste. In ihr wurden nach 1900 Diamanten gefunden. Durchs Diamantensperrgebiet erreicht man den Ort Aus. (Nach Meinung der Namensgeber war hier alles aus.) Man übernachtet im Bahnhofshotel mit alten Fahrplänen auf Deutsch. In der Nähe von Aus trifft man auf Namibias „Wildpferde“. Es sind Nachfahren von domestizierten Pferden, die nach dem 1. Weltkrieg freigelassen wurden. Sie verwilderten. Einige haben ständig bedroht von Hyänen in der lebensfeindlichen Umgebung ihr Auskommen gefunden. Nicht weit entfernt hat sich als Geisterstadt die deutsche Diamantensiedlung Kolmanskop erhalten. Die Wüste erobert sich die Ortschaft zurück. Sie weht Sanddünen in die Häuser. Im Kontrast dazu gibt’s eine Kegelbahn mit den Ergebnissen der letzten Partie vor über 90 Jahren. Die deutschen Aufschriften verweisen auf die Funktion der Gebäude oder geben Anweisungen fürs Verhalten bis hin zum „Nicht pinkeln“ in der Metzgerei.

Weiter im Norden fasziniert das Dünenmeer des Sossusvlei. Einige sollen mit 300 m die höchsten der Erde sein. (Der Autor kennt allerdings in verschiedenen Wüsten höchste Dünen der Erde.) Nördlich trifft man auf den bröckeligen Sesriemcanyon. Zur Abwechslung von Wüstenbildern kann man in der Nähe der „Durchfallmündung“ den Hafen Walfisbay besuchen und erleben, wie während einer Bootsfahrt zu einer Robbenkolonie große Seehunde ins Boot springen, um sich füttern zu lassen. Auch Pelikane landen auf dem Schiff. Die Flamingoscharen bleiben lieber im Wasser ihrer Lagune.

Auf der Weiterfahrt nach Norden folgt Sehenswürdigkeit auf Sehenswürdigkeit. An der nebeligen Skelettküste werden Schiffswracks langsam vom Sand bedeckt. Bald erblickt man am Horizont das Bergmassiv der Spitzkoppe. Unter einem Überhang dort kann man raten, ob Felszeichnungen von Tieren und Menschen einige Hunderte oder Tausende Jahre alt sind. In der Wüste findet man überall die nur hier vorkommende Welwitschia mirabilis, eine Pflanze mit nur einem ständig wachsenden Doppelblatt. Sie soll bis zu 2000 Jahre alt werden. In Twyfelfontain stolpert man durch Geröll und entdeckt viele Hunderte steinzeitliche Felsritzungen und -zeichnungen. Etwas entfernt ragen sechseckige Basaltsäulen wie eine Wand aus Orgelpfeifen empor. Die nächste geologische Besonderheit besteht aus einem versteinerten Wald. Auf weitem Areal liegen Bäume umher. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sie sich als mineralisiertes, versteinertes Holz. Unterwegs trifft man immer wieder auf freundliche Menschen. Hererofrauen in ihren malerischen Trachten mit Kopftüchern wie Kuhhörner. Die Himba gehören zu den wenigen Halbnomaden im südlichen Afrika. Ihre Frauen schimmern rötlich, da sie sich mit einer Paste aus Butter und roter Erde oder Pflanzen einreiben.

Einen der Höhepunkte Namibias bildet der Etoscha Nationalpark. Er umschließt die riesige Etoscha Salzpfanne. Der Tierreichtum außerhalb der Pfanne ist phänomenal. Man fragt sich, wie die karge Landschaft ihn ernähren kann. Wer eine Garantie haben will, Elefanten, Nashörner, Giraffen, Löwen, Kudus, Zebras, Oryx- und Elenantilopen, große Herden von Gnus, Impalas sowie Springböcken zu treffen, der darf Etoscha nicht versäumen.

Ebenfalls tierreich ist der Caprivistreifen. Hier ist Nambia so, wie man sich Afrika vorstellt. Buschland, wechselfeuchte Savanne sowie Sümpfe sorgen dafür, dass man neben den Tieren Etoschas Flusspferde, Krokodile und Büffel sieht.

Text/Foto: UM 

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