The Hill We Climb – der Hügel, den wir erklimmen!

2. März 2021

Der Artikel, den sie hier vorfinden, ist kein Rückblick, auch kein Vorwort, sondern es sind Betrachtungen über die VOR Corona-Zeit, über die JETZIGE Bewältigungszeit und über die NACH Corona Zeit.

Die VOR-Corona-Zeit war geprägt durch das Motto „Schneller, Höher, Weiter“ und das in allen Lebensbereichen.

Ab dem Lockdown am 13. März 2020, der JETZIGEN Bewältigungszeit, ist unserer Lebensart urplötzlich ein Stoppschild vor die Nase gestellt worden: eine unsichtbare Gefahr stellt alles buchstäblich auf Null. Das Leben, das wir kennen, kann nicht weitergelebt werden. Wir sind auf unsere vier Wände beschränkt. Und diese radikale Lebenseinschränkung erfahren wir von März 2020 bis heute, unterbrochen durch einen goldenen Sommer. Es sind mehr als sechs Monate!

Die Erfahrungen, die viele von uns in dieser Zeit machen, sind zwiespältig. Einerseits hat man viel Zeit für sich, für die Familie, für den engsten Lebenskreis. Man kommt mal zur Ruhe, entschleunigt, kann aufatmen.

Andererseits gibt es auch schmerzliche Erfahrungein. Bei Beerdigungen kann man nicht dabei sein, im Altenheim darf ein lieber Mensch nicht besucht werden, die eigene medizinische Behandlung muss hintenanstehen. Zukunftspläne, wie anstehende Lehre, Abitur, Studium, Auslandssemester stehen auf dem Prüfstand. Familien und Kinder lernen sich in der Isolation der vier Wände neu kennen. Das Berufsleben steht auf dem Kopf. Man plante und plant in Unsicherheit, in einem ungewissen Nebel des nicht Wissens. Wir fuhren und fahren auf Sicht!

Diese Lebensart, die wir seit über sechs Monaten erfahren, fordert uns stark heraus. Auch wenn wir die VOR-Corona-Zeit als „normale“ Zeit wieder herbeisehnen, tief in unserem Inneren erahnen wir, dass das nicht Wirklichkeit werden wird. Denn das, was wir erleben, ist keine Episode, es ist eine Zeitenwende einhergehend mit großen Veränderungen.

Fundamentale Veränderungen ängstigen uns, auch wenn Chancen darin bestehen. Daher brauchen wir Menschen und Erfahrungen, die uns helfen den Übergang zu wagen und positiv zu gestalten. Was oder wer könnte mir bei dem Übertritt in eine neue Zeit helfen? Welche Begegnungen, welche Medien in der Corona Zeit haben mir Glaube, Liebe und Hoffnung gegeben und könnten uns in die neue Zukunft tragen? Wie könnte das Licht der Hoffnung am Ende des Tunnels aussehen? Und wer trägt dieses Licht?

Ich für meinen Teil hoffe, dass wir bald in die NACH-Corona-Zeit eintreten und als Auftakt dieser neuen Epoche die Kar- und Ostertage in diesem Jahr feiern können. Denn diese Feier ist für mich ein gutes Sinnbild für das, was wir jetzt erleben. Am Palmsonntag (VOR Corona) die unbegrenzte Freude, der Messias reitet in Jerusalem ein und alles ist möglich – obwohl der Esel (der Bescheidenheit) schon anzeigt, dass hier eine Zeitenwende von Macht, Demut und Glaube angezeigt wird. Der Karfreitag (Lockdown) durchkreuzt alles, das öffentliche Leben ist tot, alles und alle sind in Angst und Dunkelheit isoliert. Der Karsamstag (Jetzt) ist von Traurigkeit gekennzeichnet; es lachen nur die lebensfeindlichen Mächte und steigen auf den Triumph-Berg der Kreuzigung.

Und wo ist Ostern?

The Hill We Climb – Der Hügel, den WIR erklimmen!

Auf dem Berg (eher Hügel) des Kapitols in Washington sah man in kürzester Zeit erschreckende und bewegende Bilder! Wir wurden Zeugen einer Erstürmung des Kapitols von einer destruktiven Meute, von einem abgewählten amerikanischen Präsidenten angefeuert, den Putsch zu wagen.

Tage danach wurden wir Zeugen einer Amtseinführung eines neuen Präsidenten in einem strahlendem Nachmittagslicht.

Wir wurden Zeugen von Amanda Gorman, einer 22-jährigen, amerikanischen Poetin, gekleidet im kräftigen Gelb und einem Morgenrot im Haar.

Diese Szenen haben mich sehr berührt; der Gewalt folgt das Licht und eine 22-jährige beschreibt Ostern!

Ihr vorgetragenes Gedicht beinhaltetet amerikanische Themen, aber ihre Inhalte finden auch ihren Widerhall bei uns! In der gebotenen Kürze hier ein Auszug ihres Gedichtes.

The Hill We Climb – Armanda Gorman

Gedicht zur Vereidigung von Präsident Joe Biden

Der Morgen graut, und wir fragen uns,

wo nur, in diesen endlosen Schatten

finden wir Licht?

.

Die gierige Bestie, ihr haben wir getrotzt.

.

Der Morgen aber gehört uns

und das, noch bevor wir`s wußten.

Wir schaffen das, irgendwie.

Wir haben`s überstanden, irgendwie.

Haben eine Nation erlebt, die nicht kaputt ist,

unfertig nur.

.

Und gewiss, wir sind alles andere als geschliffen,

alles andere als makellos.

.

Darum richten wir unsere Blicke nicht auf das,

was zwischen uns,

sondern auf das vielmehr, was vor uns steht.

.

Das, zumindest, soll wahr sein und

gelten rund um die Welt:

Selbst wo wir trauerten, wuchsen wir.

Selbst wo wir litten, hofften wir.

Selbst wo wir müde wurden, mühten wir uns.

.

Jeder, so lehrt uns die Schrift,

soll unter dem eigenen Weinstock,

dem eigenen Feigenbaum sitzen.

Niemand soll jemandem Angst machen.

.

Eines aber ist gewiss:

Verbinden wir Mitgefühl mit Macht

und Macht mit Recht,

wird Liebe zu unserem Vermächtnis

und Veränderung zum Geburtsrecht

unserer Kinder.

.

Der Tag wird kommen,

und wir treten heraus aus dem Schatten,

entflammt und ohne Furcht.

Der neue Morgen strahlt,

wenn wir ihn befreien.

Denn immer ist Licht,

wenn wir nur mutig genug sind,

es zu sehen,

Bei YouTube findet man ihren Auftritt. Die deutsche Übersetzung ist aus der FAZ. Ich lege Ihnen ans Herz, das Gedicht in Gänze zu lesen!

Viel Freude dabei wünscht

Ihr Pastor Bernhard Horstmann

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