Corona: Virologen oder Wirrologen

1. Oktober 2020

Sögel – Kaum war das Virus in der Welt, gingen die Meinungen bis hin zum Meinungsstreit weit auseinander. Auch die Virologen vertraten unterschiedliche Standpunkte. Wie kam das Virus unter die Menschen? Wie ansteckend und gefährlich ist es? Wie kann man sich schützen? Wie lange dauert die Inkubationszeit? Was sind seine gesundheitlichen Folgen? Kann man immun werden? Lässt sich ein Impfstoff herstellen?

Diese Fragen könnte man noch fortsetzen. Ihre Zahl signalisiert große Unklarheit sowie Unsicherheit. Die Wissenschaft muss sich auf vielen Wegen den Antworten nähern. Erst wenn man genügend durch Beobachtung und Experiment gesicherte oder zumindest plausible Schlussfolgerungen hat, lassen sich sinnvolle und vor allem in der Praxis brauchbare Antworten geben. Im Zuge dieser Wissensfortschritte nähern sich die unterschiedlichen Positionen mehr und mehr an, bis eine tragfähige Übereinstimmung erlangt ist. Dieser Vorgang benötigt Zeit. Nun kann man von einer wissenschaftlich fundierten Erkenntnis sprechen. Denn Wissenschaft sucht nach Wahrheit mit Methoden, die wiederholbar und von anderen durch Beobachtungen und Tests prüfbar sind. Dabei gilt eine noch so akribisch erarbeitete wissenschaftliche Wahrheit nur so lange, bis sie mit exakten Methoden widerlegt oder – der Regelfall – verändert und verbessert wird. Das heißt, Wissenschaft beinhaltet auch Zweifel, um die Wahrheit zu ergründen.

Salopp ausgedrückt, rührt der Nichtwissenschaftler mit einer Stange im Nebel auf der Suche nach Wahrheit, der Wissenschaftler verfügt über eine längere und mehrere Stangen. Dabei findet er nicht die absolute, endgültige und allumfassende Wahrheit, sondern bestenfalls einen Zipfel von ihr. Gleichwohl hat die mit Thales von Milet um 550 v. Chr. begonnene  Wahrheitssuche jenseits von Glauben und mythologischen Erklärungen der Wirklichkeit zu unserer heutigen Zivilisation geführt. – Für absolute Wahrheit ist der Glaube zuständig.

Die Wirrologen sind die, die das Coronavirus leugnen, die behaupten, sie wüssten über alles Bescheid, sie hätten den Stein der Weisen. Hier gilt Goethes im Faust formulierte Erkenntnis, wenn sie denn den Stein der Weisen hätten, ermangelte es dem Stein an Weisen. Die Leugner des Virus leben in einer mythologischen Welt. Sie erhalten ihre „Erkenntnisse“ unüberprüfbar mythisch von irgendwoher. Die Leugner verweisen zur Stützung ihrer Aussagen auf Irrtümer der Wissenschaft. Diese existieren in der Tat, da viele wissenschaftliche Experimente ein System von Versuch und Irrtum sind. Die Irrtümer werden jedoch eingeräumt und führen zu neuen Versuchen, so dass man sich der Wahrheit Stück für Stück annähert. Genau das Eingestehen von Irrtümern können die Wirrologen nicht. Sie können nicht an ihrem Wissen zweifeln. Denn dann müssten sie ja die Fehlbarkeit ihres mystischen Erkenntnisgrundes zugeben und damit vermutlich eine der Grundlagen ihrer eigenen Persönlichkeit angreifen. Wer will schon zugeben, dass sein Glaube Aberglaube ist?

Man könnte die Coronaleugner als harmlose Sonderlinge abtun, wenn sie sich nicht so massiv gegen Abstandhalten und das Tragen von Masken wendeten. Damit werden sie zu einer Bedrohung für Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen. Als Gefährder sind sie in eine Reihe mit Menschen zu stellen, die illegale Autorennen in Städten veranstalten und dabei den Tod anderer billigend in Kauf nehmen.

Text/Foto: Uwe Müller

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