Glaube und Mut verband sich bei der Wallfahrtsmesse auf Schloss Clemenswerth

1. September 2020

Rund 300 Gläubige konnten an der Wallfahrt im Klostergarten teilnehmen

Sögel – Für regelmäßige Teilnehmer der Maria-Himmelfahrtsmesse auf Clemenswerth bot sich in diesem Jahr ein ganz neues Bild. Es waren nicht wie in den vielen Jahren zuvor mehrere tausende Gläubige, die dem Gottesdienst auf dem Schlossplatz folgen konnten, sondern eine entsprechend der Corona-Schutzmaßnahmen genau kalkulierte Anzahl an Menschen, die im von der hohen Taxushecke umrahmten und geschützten Klostergarten Platz nehmen durften. Eine Anmeldung dazu war im Vorfeld notwendig.
Mit seiner herzlichen Art begrüßte Pater Edmund die dennoch große Gästeschar. „Der Klostergarten war im Ursprung dafür gedacht, dass sich die Patres in Ruhe zurückziehen konnten um in Andacht und Gebet ihre Ruhe zu finden. Heute können wir sein architektonisches Konzept mit vielen einzelnen Rasenfeldern hervorragend nutzen, um zwar im ausreichenden Abstand aber doch mit geistiger Nähe die traditionelle Wallfahrt feiern zu dürfen. Das dürfte ebenso im Sinne des Architekten des Klostergartens sein.“
Bischof Franz-Josef Bode brachte in seiner Begrüßungsansprache seine große Freude zum Ausdruck, dass die Wallfahrt trotz der Pandemie überhaupt statt finden kann. „Freude und Leid sind heute dicht beieinander. Zum einen freue ich mich, dass wir erstmals seit Ausbruch der Pandemie überhaupt wieder einen Gottesdienst in dieser Größe feiern dürfen. Zum anderen zerreißt es aber auch, dass wir nicht in gewohnter Form im großen Rahmen die Wallfahrt begehen dürfen.“ Er erwähnte, dass rund 50 besonders geladene Gäste aus pflegenden Berufen der Einladung zur Teilnahme an der Wallfahrt gefolgt seien. Während zu Corona-Zeiten in der Kirche keine Liturgie gefeiert werden könne, würden die Menschen in pflegenden und heilenden Berufen mit ihrer Zuwendung und Nähe zu den Menschen tagtäglich Gottesdienst erleben. „Wo wir uns den Menschen zuwenden, heilend, pflegend, kümmernd  – da ist Gottesdienst.“ Daher sei es allen ein Bedürfnis gewesen, Ärzte, Pfleger und in medizinischen Berufen Beschäftigten heute eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Doch noch eine weiteres Novum hatte die diesjährige Wallfahrt: erstmals wurde eine Frau in die Predigt eingebunden! In Form einer Dialogpredigt wechselten sich Bischof Bode und die Theologien Andrea Schwarz ab. „Was liegt näher, wenn es bei einem Fest um Maria geht – die Mariä Himmelfahrt Wallfahrt – eine Frau in die Predigt einzubinden?“ Spontaner Applaus zeigte, wie sehr die Gläubigen davon angetan waren.
Schwarz sprach klare Worte: „Wir leben in seltsamen Zeiten. Seltsame Zeiten hat auch Maria erlebt. Unverheiratet, schwanger, nicht von einem Mann, sondern schwanger von Gott, erfüllt von seiner Liebe, seinem Wollen. Alle Pläne durchkreuzt, nicht ist mehr so, wie es mal war. Zeiten voller Angst und Spannung.“ Schwarz spannte den Bogen zur heutigen Zeit. „Geht es uns jetzt nicht auch so? 1,50 Meter Abstand, kein Händeschütten. Kurzarbeit, finanzieller Ruin, durchkreuzte Pläne. Worauf können wir hoffen? Was können wir von Maria lernen?“
„Die alten Worte des Evangeliums bleiben nicht leer, wenn wir mit Maria aufbrechen“, antworte Bischof Bode. Sich wachmachen zu lassen und sich einzulassen auf neue Wege, dass fordere die heutige Zeit. Nicht das Kreisen um eigene Probleme und um sich selbst sei hilfreich, sondern das Aufbrechen. „Dieses kann ein Weg nach Innen, ein Weg zu Freunden und zu neuen Lebenswelten sein.“ Dieses sei notwendig. „Nur das kann uns erhalten. Da geht kein Weg dran vorbei.“, machte Bode deutlich. Das meinte er auch im übertragenen Sinne für die Kirche. Sie solle sich immer wieder in Frage stellen dürfen und sich auf das Neue einlassen. „Als Kirche wollen wir zeigen, wie groß die Bedeutung der Zuversicht ist. Das Suchen nach dem Guten, auch in seinen Mitmenschen. Nur durch diese Schritte: Zeichen annehmen, aufbrechen, eintreten, begegnen, segnen, lobpreisen, bleiben, geschieht echte Rettung und Heilung für uns und andere.“ Dem stimmte Schwarz zu: „ Aus der Unsicherheit und den Zweifeln, den Ängsten und Sorgen wird eine Gewissheit, die Gott und es Leben traut.“
Bischof Bode sprach offen über die Probleme der Kirche, die derzeit unter Vertrauensverlust und Kirchenaustritten leide. „Wir wünschen uns eine Kirche die bleibt und sich nicht zurückzieht aus der Welt. Eine Kirche die hingeht, und nicht nur kommen lässt. Eine Kirche, die Räume eröffnet – Räume der Stille und der Begegnung und der Vertiefung des Dialoges. Es kann nie eine Kirche geben, die sich nicht verändert und wach ist für den Menschen. Eine Kirche nach den Vorbild Mariens ist keine Kirche, die gespalten ist sondern eine Kirche von Menschen und Gläubigen gleichen Wertes. Eine Kirche, die salbt und sendet.“
Am Ende der Feier gab es daher für jeden Besucher eine selbst erstellte Salbe aus Heilkräutern. „Sie soll sinnbildlich die Wunden der Menschen in diesen „verrückten Zeiten“ heilen“, schloss Bode seine Predigt.
Seinen Dank sprach an Pater Edmund und Pfarrer Bernd Horstmann für die „generalstabsmäßige“ Vorbereitung aus sowie allen weiteren, die an der Vorbereitung der Wallfahrt beteiligt waren. Besonderen Dank richtete er zudem an die  Kolpingkapelle Sögel und an den eigens zusammengestellten Chor, die den Gottesdienst musikalisch besonders bereichert hätten.
Auf der Homepage der Kath. Kirchengemeinde St. Jakobus Sögel führt ein Link zu einer Filmaufnahme der Wallfahrt. www.pfarrverbund-soegel.de

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg 



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