Forum Sögel gedenkt Bombardierungsopfern des zweiten Weltkrieges

1. Mai 2020

Sögel – Auch 75 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges bleiben die schrecklichen Erinnerungen nicht vergessen. Das Forum Sögel gedenkt am heutigen Tag besonders den 12 Todesopfern, die am 08. April 1945 bei einem Bombenangriff der Alliierten ihr Leben lassen mussten.

Am Denkmal an der Südstraße Ecke Kolpingstraße haben die ehrenamtlichen Mitglieder des Forum Sögel 15 mit Name und Alter versehene Kerzen vor den Gedenkkreuzen der jeweiligen Personen aufgestellt. „Wir möchten an die unschuldigen Sögeler erinnern, die den Bomben zum Opfer fielen“, sagte Bernd Eggert, Vorsitzender des Vereins Forum Sögel. Zwei der Todesopfer waren Angela Rüting (15 Jahre) und Margaretha Wübben (47 Jahre), denen die Angehörigen Bernd Rüting und Angela Büter mit dem Entzünden der Kerzen zu ihrem 75. Todestag besonders gedachten. Seine Tante hat Bernd Rüting nie kennengelernt. „Aus Erzählungen habe ich erfahren, dass Bombensplitter meine Tante 100 Meter von ihrem Elternhaus entfernt tödlich trafen“, so Rüting. Lange Zeit hätte seine Familie über das Thema geschwiegen. Umso wichtiger sei es ihm, die Erinnerungskultur weiterhin zu fördern. Auch Angela Büter verlor am 08. April 1945 ihre Großtante. „Meine Großtante Margaretha Wübben befand sich während des Angriffs auf der Diele in ihrem Elternhaus, als eine Bombe das Gebäude traf. Von Bombensplittern verwundet erlag sie später im Krankenhaus ihren Verletzungen“, berichtete Büter. Das Wohnhaus ist bis heute erhalten und befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Gedenkstätte. Besonders schlimm sei es damals gewesen, dass keine Särge zur Verfügung standen und die Verstorbenen in Leinentüchern gewickelt beerdigt wurden.

Die Berichte zur damaligen Zeit stammen von Zeitzeugen, die oftmals erst Jahrzehnte später darüber erzählten. „Die Frage wie es wirklich war, wird sich in allen Einzelheiten wohl nie beantworten lassen“, führte Eggert aus. Der ehemalige Berufsoffizier hat sich bereits in der Vergangenheit sowohl mit Militär- und Widerstandsgeschichte als auch der Kriegstage in Sögel auseinandergesetzt. „Der Luftangriff auf Sögel an besagtem Tag diente der Vorbereitung und Unterstützung eines Angriffs der Bodenkampftruppen, um Sögel vom Gegner zu „säubern““, erklärte Eggert. Zum damaligen Zeitpunkt befanden sich deutsche Kampftruppen im und um den Ort verteilt, die sich aus den Niederlanden und dem südlichen Emsland zurückzogen. Der Schwerpunkt der Truppenansammlung hatte sich auf den Alleen und im Park um Schloss Clemenswerth niedergelassen. Gegen 18.30 Uhr des 08. April 1945 näherten sich dem Ort nach Zeitzeugenaussagen zwischen 27 und 32 Flugzeuge von Südwesten. Im Zuge der ersten Angriffswelle wurde eine Mehrzahl der Bomben auf freiem Feld (Im Eickel) abgeworfen. Somit blieb den Einwohnern noch Zeit, in die Keller zu flüchten. Beim zweiten und dritten Anflug fielen die Bomben auf den südlichen Ortsteil (Sudend). Das Bombardement zerstörte und beschädigte mehrere Häuser. Der Angriff forderte zwölf Todesopfer, darunter vier Kinder. An insgesamt elf Häusern entstand Totalschaden und zahlreiche weitere Häuser im südöstlichen Teil Sögels waren schwer beschädigt. Drei weitere Kreuze des Denkmals an der Südstraße Ecke Kolpingstraße erinnern an eine evakuierte Familie aus Köln, die sich zu ihrem Schutz nach Sögel begeben hatte. Sie wurden dort aber einige Zeit später Opfer eines versehentlichen Bombenabwurfs.

„Die Geschichts- und Zukunftswerkstatt widmet sich seit vielen Jahren historischen Themen der Sögeler und Hümmlinger Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte“, so das Vorstandsmitglied Hermann Wichmann. Dazu zähle als Schwerpunkt insbesondere die nationalsozialistische Zeit, wie eben dieses Bombardement am 08. April 1945.

Text: Marina Heller

Foto: Marina Heller / Forum Sögel

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