Führe uns durch die Versuchung!

2. April 2020

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

wenn ich mich mit diesen Zeilen an Sie wende, ist das in einer Situation, die bisher noch nie dagewesen war.

Der Wirtschaft geht es, weltweit und lokal, sehr schlecht. Schulen und Kindergärten sind geschlossen. In den Kirchen finden keine Gottesdienste statt. Selbst in Kriegszeiten gab es bei den oben beschriebenen Vorgängen einen Notbetrieb. Und nun ist wirklich fast alles sprichwörtlich auf null gesetzt – das gab es noch nie!

Das führt zu manchen irrationalen Reaktionen: ich sage nur Toilettenpapier und Corona-Partys. Wir erleben einen wahrhaftigen Karfreitag, in der vieles im wahrsten Sinne des Wortes durchkreuzt wird und eine Fastenzeit, die wir uns nicht ausgesucht haben. Wir brauchen menschliche Nähe in dieser Not und müssen doch Abstand voneinander halten. Das Herz möchte menschliche Wärme, doch für den Leib brauchen wir Distanz.

Und dann kommt noch die Ungewissheit und die unheimliche Stille des Karsamstag: es herrscht Grabesruhe auf den Straßen und Plätzen. Und Ostern scheint sehr fern. Viele biblische Texte fallen mir hierzu ein, doch was mir im Moment nachdrücklich in meinem Geiste erscheint, ist das Gebet des „Vater unsers“.

„Unser tägliches Brot gib uns heute“ – und ich habe Arbeitgeber und Arbeitnehmer vor dem inneren Auge sowie Menschen, die (Einkaufs-)Hilfe nötig haben.

Den Satz „… und führe uns nicht in Versuchung“ bete ich im Geiste um: „Und leite uns durch die Versuchung!“ Manche Mitmenschlichkeit führt uns gut, das Sögeler Rathaus gibt Klarheit mit Informationen und Orientierung durch Ordnung.Unser medizinisches Personal und das Krankenhaus setzen sich mit großer Energie für unsere Gesundheit und für unsere Kranken ein.

Haben wir uns alle gut im Blick! Helfen wir, wo wir können! Sagen wir uns (telefonisch) österliche Hoffnungssätze und beten wir um den pfingstlichen Geist der mitmenschlichen Kreativität. So helfen wir uns gegenseitig, gut durch die Versuchungen dieser Krise geführt zu werden.

Passen wir aufeinander auf!

Ihr Pfarrer Bernhard Horstmann

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