The Original USA Gospel Singers And Band

15. März 2020

Sögel – Mit der Auswahl der „The Original USA Gospel Singers And Band“ hat der Kulturkreis Clemenswerth am 19.01.2020 Kulturprogramm in die Aula des Hümmling-Gymnasiums geholt, welches sich hinter den Bühnen der Großstädte nicht verstecken muss.

Wer sich vorab gerne über das Programm beliest, dem werden die vielen Superlative, mit denen die Truppe im Internet beschrieben wird, aufgefallen sein. „The Original USA Gospel Singer And Band“ werden als eine der weltbesten Gospelgruppen beschrieben, feiernde Auditorien und singende Hallen, selbst im eher reservierten europäischen Teil der Welt, sind die Folge ihrer Konzerte. Sie hinterlassen singende Menschen und fröhliche Gesichter nach den Auftritten, unabhängig davon, wie textsicher das Publikum ist.

Die Neugierde war dementsprechend groß und die Aula des Hümmling-Gymnasiums platzte aus allen Nähten. Zwar kennt man die Theorie eines afroamerikanischen Gottesdienstes, das Schema der Chorbegleitung im Frage-Antwort-Stil, aber unklar ist den meisten, ob sowas außerhalb von Sister Act auch Spaß macht und sich für eine Bühnenshow eignet.

Die Bühne präsentiert sich den Zuschauern erstaunlich karg, wirbt die Truppe nicht mit einer Lichtshow? Eine dreiteilige Leinwand bildet den Hintergrund, vor der sich Schlagzeug und Keyboard befinden. Sechs Scheinwerfer im Vordergrund und sechs im Hintergrund, man erahnt nicht, welches Spektakel damit erzeugt werden wird und die Diskussionen wogen auf und ab. Die auf der Bühne befindlichen Kirchenbänke irritieren, steht der Chor nicht immer in den einschlägigen Filmen? Unsicher ist sich das Publikum, ob es Gospel überhaupt mag und wie viel einer Musik, die man zwar leiden kann, aber nicht ganz versteht, schon zu viel ist. Und ein Teil des Publikums ist ohnehin nur hier, weil die Frau „so eine CD davon hat“. Offensichtlich wird sich die Truppe hier nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können.

Sobald alle sitzen, geht es auch schon los. Sänger Darren Lorenzo begrüßt das Publikum herzlich zum „Sonntagsgottesdienst“, denn per se sei sein Arbeitsplatz am Sonntagmorgen in der Kirche. Traditionell wäre Gospel aber nicht nur Kirchenmusik, jedoch werde man im Laufe des Abends selbst erkennen, wie vielfältig diese Musikrichtung ist.

Die Band ist recht überschaubar, Piano und Schlagzeug genügen den Musikern als Begleitung und trotzdem klingt der Sound voll und harmonisch. Bernhard Flugar sorgt, ausgestattet mit Lärmschutzhörern, für den richtigen Rhythmus und Wil Lewis lll begleitet am Piano.

Als musikalischer Leiter der Gruppe hält er sich den ersten Teil des Abends vornehm zurück, während seine Truppe von Händel über John Newton bis hin zu Maria Jackson die Geschichte des Gospels den Ohren des Publikums näher-bringt. Dabei gelingt es den Sängern fabelhaft grandiose Stimmen, überschäumende Energie und mitreißende Persönlichkeiten zu einem Potpourri der Extravaganz zu vereinen, ohne dabei ins Übertriebene abzudriften. Jeder Tanzschritt sitzt, dabei wird das Programm mit einer Leichtigkeit präsentiert, als würde man mit Freunden zusammensitzen. Und diese Atmosphäre erfasst auch schon bald das Sögeler Publikum, zunächst verhalten werden bekannte Lieder mitgesummt, nach einiger Zeit bewegt sich jeder mehr oder weniger im Rhythmus mit. Nach dem Einüben einiger Vokabeln und etwas Nachhilfe bei der Bewegung hält es keinen mehr auf den Stühlen. Allerdings gibt es neben den Stücken, welche das Publikum zum Mitmachen anspornen, beispielsweise „Go tell it on the mountains“ und „Oh when the saints“, auch Momente, in denen das Publikum völlig stillsitzt: „Stille Nacht, heilige Nacht“, zuerst auf Englisch und dann auf deutsch in einer wunderschönen acapella-Version ist herrlich berührend. Und irgendwie versteht man im Laufe des Abends auch, warum sich der Chor als „Heiler“ sieht und warum Gospel früher Leuten Trost, Energie und Freude schenken konnte, denn genau das kann jeder Zuhörer an diesem Abend selbst erleben. Die Gruppe verlässt nach zwei Zugaben unter stürmischem Applaus eines stehenden Publikums die Bühne.

Text: Felicitas Ehrhardt

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