Abiturientenentlassung 2019 am Hümmling-Gymnasium

1. August 2019

Sögel – In festlicher Stimmung nahmen am Freitag insgesamt 111 Abiturientinnen und Abiturienten in der voll besetzten Aula des Hümmling-Gymnasiums ihre Abschlusszeugnisse entgegen. „Merken Sie sich diese Gesichter: Es ist zwar kaum zu glauben, aber vor Ihnen sitzt die zukünftige Bildungselite des Landes!“ Mit diesen ironisch-augenzwinkernden Worten verliehen Laurenz Determann und Lea Meiners ihrem Stolz über die erreichte allgemeine Hochschulreife einen kraftvollen Ausdruck.

Zwar stellten die beiden durchaus den lebenspraktischen Wert einiger ihrer erworbenen Kenntnisse infrage, letztlich aber dankten sie im Namen aller Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs 2019 der Schulleitung und der Lehrerschaft herzlich für deren engagierte Arbeit, vor allem aber für deren menschliche Qualitäten. Auch hierbei durfte ein Schmunzeln erlaubt sein: „Sie hatten es sicher nicht immer leicht mit uns – wir aber auch nicht mit Ihnen.“

Stolz auf das Erreichte bestimmte auch den Grundton des Grußworts von Jürgen Schenzel.

Im Namen der Elternschaft gab er den jungen Erwachsenen aber auch nachdenkliche und mahnende Worte mit auf den Weg. Es liege nun an der jungen Generation, den Weg des lebenslangen Lernens fortzusetzen und das in der Schule erlernte Wissen für die zukünftige Gestaltung unserer Gesellschaft zu nutzen. Vor allem in ökologischer Hinsicht sei ein Umdenken notwendig, um unsere Lebensbedingungen nachhaltiger zu sichern, als es der Elterngeneration geglückt sei.

Zuvor hatte bereits der stellvertretende Schulleiter, Hans-Gerd Poelman, mit gemischten Gefühlen auf die Zukunft geblickt: In einer kreativen Abwandlung des düsteren Romans „Der Proceß“ von Franz Kafka machte er insbesondere auf die Risiken vernetzter Datenerfassung für die Demokratie aufmerksam. Gleichzeitig verdeutlichte er aber, dass eine richtig aufgefasste schulische Allgemeinbildung das beste Rüstzeug biete, um sich gegen diese Gefahren zu schützen.

Schulleiter Manfred Rojahn griff in seiner Festansprache die von den Abiturienten aufgeworfene Frage nach dem lebenspraktischen Wert schulischen Wissens auf. Hierbei positionierte er sich durchaus kritisch zu einigen Tendenzen der Bildungspolitik in den letzten Jahrzehnten.

So monierte er beispielsweise ein einseitiges, nur von wirtschaftlichen Interessen geprägtes Bildungsverständnis, das den Menschen letztlich als ökonomische Ressource verwertbar machen wolle. Bildung, so Rojahn, ziele nicht auf Reichtum, sondern auf die Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen, indem man immer wieder fremde Perspektiven einzunehmen lerne, um dadurch den eigenen Horizont zu erweitern. Echtes Wissen bedeute Freiheit: „Wer zu wenig weiß“, so Rojahn, „der muss zu viel glauben.“ Dementsprechend mahnte er zur Wachsamkeit gegenüber versteckten Mechanismen und Machtstrukturen in der Gesellschaft und wünschte den Abiturienten, dass jeder von ihnen seinen eigenen Weg in die Zukunft selbstbestimmt und verantwortlich gehen möge.

Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Schulorchester unter Leitung von Beatrix Lückmann-Langen umrahmt. Im Anschluss an die Zeugnisübergabe lud der Abiturjahrgang alle Beteiligten noch zu einem Glas Sekt im Foyer. Hier überwog dann aber deutlich die ausgelassene Freude über das bestandene Abitur.

Text/Foto: Manfred Rojan

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