Un-Ruhe-Bilder“ im Sögeler Rathaus

21. Dezember 2018

Sögel – Bereits zum vierten Mal stellt die freischaffende Künstlerin Prof. Dr. M. Monika Niermann ihre Werke im Ludmillenhof der Gemeinde Sögel aus. Unter dem Titel „Un-Ruhe-Bilder“ zeigt sie 42 Gemälde, die sich widersprüchlich gegenüberstehen.
„Ich habe bewusst kein Konzept für diese Ausstellung gewählt. Die Bilder sind ein Spiegelbild meiner selbst. Sie reflektieren, was mich in den letzten Jahren bewegt hat oder mich zur Ruhe kommen ließ“, beschrieb Niermann selbst. So stellt sie sowohl die Ruhe als auch die Unruhe dar.
Thematisch führte Gerd Gepp in die Ausstellung ein. Er forderte die Gäste mit plakativen und bewusst provozierenden Worten zum Thema Wolf und Tattoo heraus. „Ich hoffe, ich habe mit diesen Beispielen ihren stillen Protest herausgefordert, denn nichts anderes meint das Thema „Un-Ruhe“, so Gepp. Niermann male dieses Thema sehr moderat und sehr viel zurückhaltender. „Immer ist es die Schönheit, die uns auf den ersten Blick ihre Bilder bewundern lässt.“ Gepp fuhr mit einem imaginären Rundgang durch die Ausstellung fort. Dabei stellte er den Anwesenden Gästen Fragen, zu denen sie sich selbst Erklärungen suchen sollten. Das interessanteste Bild sei Gepp zufolge das Gemälde „5 Minuten vor 12“. „Auf dem von mir ausgewählten Bild sehen wir Omas alte Wanduhr, die bei einer Haushaltsauflösung heutzutage meist weggeworfen wird.

Eine goldene Uhr steht neben zwei Kreisen, einer aus Erde und einem kleinen Drahtzaun drum herum, wie ein frisch erworbenes Grundstück, um das ich als erstes einen Zaun mache, das gehört jetzt mir. Darunter ein Zitat von Jane Fonda: „Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine im Kofferraum.“ Gewiss eine flapsige und doch aufrüttelnde Bemerkung. Warum dieses Zitat unter solch einem Bild?“, regte Gepp abschließend zum Denken an. Er behandelte weiterhin die Gemälde mit den Titeln „wandlungsfähig“, „Lebensläufe“, „Hahn“, „Pferde im Gegenlicht“, „Exodus“, „Winterstille“ und „Akt I – V“.
Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers begrüßte alle Gäste zur 91. Ausstellungseröffnung im Rathaus. „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als Monika Niermann gemeinsam mit Albert Radke im Jahr 2006 zum ersten Mal unter dem Titel „Landart“ bei uns ausstellte“, freute sich Wigbers. Niermann und der im Jahre 2016 verstorbene Bildhauer Radke hätten „vielfältige Spuren in Sögel hinterlassen“, unter anderem mit der Errichtung des 14 Stationen umfassenden Kreuzweges auf dem katholischen Friedhof in Sögel.
Niermann bedankte sich im Gegenzug bei Wigbers und Ingrid Cloppenburg, dass sie erneut ihre Gemälde ausstellen dürfe sowie für die musikalische Begleitung durch Hanna Cloppenburg an der Geige und Sabine Kluge am Klavier. „Der Rahmen des Ludmillenhofes lässt vieles zu, auch intime Ecken“, so die Künstlerin. Jeder suche eine individuelle Realität. Dies belegte sie an ihrem Bild „wandlungsfähig“, welches ein Porträt David Bowies ist. „David Bowie ist das beste Beispiel, er erfand sich jeden Tag neu.“ Zu Beginn der Ausstellung laufen die Besucher an zwei nebeneinanderstehenden Bildern mit den Titeln „Stadtflucht“ und „Landflucht“ vorbei. Auf der ersten Leinwand ist ein Mann zu sehen, der seinem Betrachter mit einem Rucksack bepackt den Rücken zuwendet. Auf der zweiten Leinwand ist ebenfalls ein Mann zu sehen, der jedoch oberkörperfrei mit der Frontseite zum Betrachter steht. Mit diesem Bild fordert Niermann die Gäste der Ausstellung heraus. Neben dem Bild hängen Stifte, mit denen der nackte Oberkörper des Mannes bemalt werden soll. „Ich bin sehr gespannt, wie sich das Bild in den kommenden drei Monaten verwandeln wird“, sagte Niermann. Die Ausstellung ist bis zum 12. Januar 2019 im Rathaus „Ludmillenhof“ der Samtgemeinde Sögel zu sehen.
Niermann wurde 1944 in Mewe (Westpreußen) geboren. Nach einer Ausbildung und Tätigkeit als technische Zeichnerin und Industriedesignerin in Bremen studierte sie Kunstpädagogik und Kunstgeschichte, Philosophie und Pädagogik in Bonn, Köln und Düsseldorf.

Nach der Promotion und Habilitation lehrte sie an verschiedenen Universitäten. Seit 1973 ist Niermann als freischaffende Künstlerin tätig und konzentriert sich dabei auf Grafik, Malerei, Bildhauerei und Objektkunst.

Text/ Foto: Marina Heller

Monika Niermann stellt bereits zum vierten Mal im Ludmillenhof des Rathauses der Samtgemeinde Sögel aus.

Sabine Kluge (v.l.), Hanna Cloppenburg, Gerd Gepp, Günter Wigbers, Monika Niermann und Ingrid Cloppenburg freuen sich über die vierte Ausstellung der Künstlerin im Ludmillenhof.

Hanna Cloppenburg (v.l.) und Sabine Kluge untermalten musikalisch die Ausstellungseröffnung.

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