Pater Fidelis hat Clemenswerth verlassen

27. Mai 2018

 

Sögel: „Die Beine wollten nicht mehr“, erklärte Pater Fidelis seinen Freunden. Er musste aufgrund von Altersschwäche das Kloster Clemenswerth in der vergangenen Woche kurzfristig verlassen und zum Kapuzinerkloster nach Münster wechseln. Hier wurde er in der Pflegestation aufgenommen. Dieses nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag.

Schwer sei ihm dieser Entschluss gefallen, gestand Pater Fidelis, als Freunde ihn  anlässlich seines bevorstehenden 90. Geburtstags in Münster gemeinsam mit Pater Franz und der Haushälterin Roswitha Bowen besuchten. Aufgrund seines kurzfristigen Einzugs fand seine offizielle Geburtstagsfeier bereits einen Tag vorher gemeinsam mit dem Geburtstag des Mitbruders Michael Mayer statt.

Pater Fidelis Schwarz war mit seinen jetzt 90 Jahren der Senior der Kapuzinergemeinschaft auf Schloss Clemenswerth. Er lebte bereits seit 16 Jahren im Kloster des ehemaligen Jagdschlosses. Gemeinsam mit Pater Edmund Kesenheimer, Pater Franz Breer und Bruder Nikolaus Horschler bildeten sie vor gut zwei Jahren ein Großkonvent. „Das hatte es seit langer Zeit nicht mehr gegeben“, erinnerte Pater Fidelis. So hätten lange Zeit nur zwei oder mit Pater Lambert auch nur eine Person alleine im Kloster gelebt. Bruder Nikolaus verweilte nur kurz in Sögel und ist seitdem ebenfalls in der Pflegestation des Kapuzinerklosters Münster untergebracht.  „Jetzt sind wir nur noch zu zweit“, bedauerte auch Pater Franz den Auszug seines Mitbruders. Das Kloster sei leider nicht barrierefrei eingerichtet, die Wohn- und Schlafzimmer der Patres  im Obergeschoss nur über eine alte Holztreppe zu erreichen.

Zu Pater Fidelis Aufgaben zählte in Sögel u.a. die Abnahme der Beichte. Mit seinen Mitbrüdern kümmerte er sich zudem um die Seelsorge. Wenngleich diese Aufgabe mit zunehmendem Alter auf seine jüngeren Mitbrüder überging, zeigte er weiterhin reges Interesse an den Geschehnissen der Sögeler Familien. Lange Jahre hat er die Gottesdienste auf Clemenswerth, in Eisten und in der Sögeler Krankenhauskapelle zelebriert. Auch in den letzten Jahren verging kaum ein Gottesdienst, an dem er als Konzelebrant nicht auf seinem Platz direkt am Altar saß und das Gebet sprach. Dieses übrigens immer barfuß in Sandalen.

Die Männer hatten sich mit dem Eintritt in den Kapuzinerorden einem Leben in Bescheidenheit und Stille verschrieben, dennoch wird viel miteinander gesprochen. Für Pater Fidelis war die abendlichen „Rekreation“ mit seinen Mitbrüdern eine besondere Bereicherung des Tages.  Dann trafen sich die Brüder im sogenannten Refektorium, einer Art Wohnzimmer. „Bei einem Glas Wein oder Bier wird dann über dies und jenes gesprochen“, berichtete Pater Franz. Von der Pferdezucht bis hin zur Sögeler Ahnenforschung reichten die Themen. Auch aktuelle politische Themen fanden ihren Weg ins Refektorium.

Aufgrund des unverzüglich notwendigen Umzugs von Pater Fidelis haben Freunde und Kirchenbesucher kaum Gelegenheit gehabt, sich persönlich zu verabschieden. „Aus diesem Grund haben wir ein Grußheft in der Kapelle ausgelegt, in dem sich jeder,  der mag, mit persönlichen Worten verabschieden darf oder Geburtstagsglückwünsche übermitteln kann.“, sagten seine Freunde.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

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