Sögel wie es singt und lacht

3. März 2017

Sögeler Kolping-Karneval im neuen Format

Sögel – In der Karnevalsmetropole Sögel kocht das närrische Treiben wieder auf dem Siedepunkt. An diesem ersten „Comedyabend“ als neues Format zeigten die närrischen Akteure in einem fünfstündigen und bunt gemischten Sitzungsprogramm eine spektakuläre Show aus Musik, Blödelei, Tanz und Büttenschnack. Dem zum Teil erfreulich jungen Narrenvolk im voll besetzten Saal des Clemenswerther Hofes wurde mit einer gelungenen Mischung aus gestandenen und neuen Akteuren oder auch modifizierten Gruppen so richtig eingeheizt.

Unter den Augen der lokalen Politprominenz animierte die versierte  Kolpingkapelle unter ihrem exzellenten Dirigenten Hans Hanekamp mit ihrem unvergleichlichen „Drive“ das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen. Die vielseitigen KKS-Akteure brachten den Saal insbesondere auch eine „Delegation“ der Stadt Werlte, die reichlich ihr Fett weg bekam, auf Stimmungstemperatur. Sitzungspräsident Johannes Lake führte gekonnt mit humoristischen Inputs gewürzt durch einen karnevalistischen „Kessel Buntes“ mit dem offiziell ausgegebenen Motto: „Spaß“: „Sögel wie es singt und lacht!“

Prinz David I. (Hevicke), der dem Hümmlinger Narrenvolk zusammen mit seiner „Lieblichkeit“ und Ehefrau Melanie gekonnt seine Referenz erwies und sogar mit Ringelnatz intonierte, hatte den Elferrat aus seinem Tennisverein Rot-Gold berufen.

Als erster in der Bütt setzte Pastor Bernhard Horstmann wieder perfekt als seine Haushälterin „Persilia“ gestylt ein richtiges Ausrufezeichnen.  Der gebürtige Werlter beleuchte in seiner unnachahmlicher Art das politische Geschehen in Sögel als Hauptstadt und Dorf des Karnevals: „Keine Sonne mehr hier! Die Stadt Werlte wirft ihren Schatten voraus! – Sonnenkönig Kewe setzt Zeichen!“ Persilia’s weiteres kritisches Resümee spannt den Bogen vom Sögeler Kreisel mit Bahnhofsuhr und Familienidylle über den „gottgleichen“ Trump bis zu fruchtbringenden Setzlingen auf Grabstätten, die als „Give Aways“ den Besuch dort fördern sollen.

Für den humoristischen Einstieg „up platt“ stehen einmal mehr das  blaue Schaf Ruth vom Kreisel und Bauarbeiter Wolle (Ruth Bramlage und Wolfgang Wind) mit  perfekter Analyse des Ortsgeschehen. Vom Mahnmal westlicher Kreisel mit Familienmetapher (5 vor 12 auf Bahnhofsuhr), Badesee und Packhalle frei nach dem Motto „Sögel geit mit de Tied“.

Original „Ohrlheid“ (Waltraud Struckmann), die auf zehn Jahre „Schnack in de Bütt“ und „Best of Jan“ zurückblicken kann, verbreitete Top Stimmung mit plattdeutschen, gekonnten „Dönkes“ nicht nur über ihren Mann „Jan dat olle Schwin“. Sie nahm sich auch selbst als wohlgeformte Frau mit „Feinkostgewölbe“ auf die Schüppe.

Als neuer Mann bereicherte Manuel (Hensen) erstmalig solo mit Darbietungen um diverse Nachbarn und als „Fachmann“ für Sanitäranlagen das Repertoire. Er gab dem Begriff Comedy alle Ehre,  ging die Holländischen Freunde ganz schön an und nahm  – natürlich – die  Werlter perfekt auf den Arm.

Eine wahre karnevalistische Rakete brannte einmal mehr „Pretty Woman“ Irmgard Schnur ab, die jährlich in ihrer besonderen,  extrovertierten Art einen Rollentausch natürlich in perfektem Platt hinlegt. Die fabelhafte Komödiantin und überzeugende Darstellerin schlüpfte ohne Probleme in die absolute Mutterrolle und verglich als „üFü“ die heutigen Übermütter, Tofu-Ladies und Helikopter-Mamas mit „de olde Tied“. Das brachte deutliche Grade mehr in der Stimmungsscala.

Das Comedy-Duo „Die Dry lustigen Zwei“ mit Helmut Benten und Gitarrist Johannes Mielke, ließen sich über Alkoholgenuss (nie wieder), die Menschheit und auch Kunstrasen aus – „Ich red mir `nen Wolf!“. Sie brillierten aber auch mit Songs wie „Freundschaft“, „Der Auerhahn“ mit liebem „Schlussakkord“: „Was hab ich – ich hab Dich!“. Ihr Hit „Wir sind die Saunafreunde Aufguss 09“ durfte nicht fehlen.

„Angenehm Miels“ mit Johannes Lake und Johannes Mielke dieses Mal als Brüder Volker & Thomas wurden wieder ihrer wortgewandten Bestimmung gerecht und versprühen niveauvoll humoristischen Glanz. „Sögel statt Werlte“ setzte Zeichen. Das Alliterationsvermögen – alles mit dem Buchstaben „A“ – trieb das Publikum zum Jubeln.

Einen musikalischer Topakt legten „Ferkel Freddy“ alias Luis Hinrichs zusammen mit Gitarrenvirtuose „Gonzales“ (Marc-Joel Schmidt) hin. Ihre Stücke wie „Sie ist die Tochter eines Schönheitschirurgen“, „Da must Du durch“ und „Sein Engel ist `ne Werlterin“ waren ein Schmaus für Ohren und Sinne – und ein grandioses Gitarrensolo inklusive.

Seit über einem Vierteljahrhundert steht der Männerchor „Leicht und Cross“ mit A-Cappella Präsentationen und seiner einzigartiger Ausstrahlung für den Sögeler Karnevals. Dirigentin Frauke Sparfeldt hat ein Händchen für überraschende neue Arrangements. Dem Tenor folgend „Wahlen sind schlimm – Sögel ist schön!“ bot „Satisfaction“ mit Blockflöten-Rock das diesjährige Meisterstück. Die Zugabe bekannt und unverkennbar: „Der Mann, der keine Beatbox konnte“ mit Solist „Powie“ Wilhelm Meyer.

Das Sögeler-Budjadinger KKS-Urgestein Bernhard „Bulti“ Bultmann wie immer mit Geigenvirtuose „Ralphi“ Schmidt bot intelligent musikalisch serviert: „Adieu schönes Mädchen“ und „Guantanamera“ mit einer  vielsagenden Schilderparade.

Die Neulinge vom Vorjahr brannten einen Comedy-Burner der guten Laune ab. Die „Schlager-“ und „Stadelfans“ Michael (Mielke), Felix statt Leon (Steuber) und Nils (Müller) reizten den Lachmuskel des Publikums mit zweideutigen Parodien auf Heino und Drafi Deutscher bis hin zum Plattler mit Perkussion.

Einen drauf legt immer wieder das Top-Gesangs- und -Soundduo „Hannes Rock & Tobias Roll“ (Johannes Hanekamp und Tobias Büter). Ihre Songs wie „Cola Korn“ oder „Habt ihr schon mal einen fröhlichen Vegetarier gesehen?“ und „Make Karneval Great Again“ bis „Immer bist Du der Bestimmer!“ schlugen ein wie `ne Bombe.

Perfektioniert, ausdauernd und als Augenweide präsentierte sich das KKS-Tanzballett, das dem Publikum in zwei Blöcken klassisch mit Narrhalla-Marsch und urbayrisch im Dirndl einheizte.

Text/Foto: Klaus Hüsing

    

    

    

    

    

    

    

  

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