Afrika à la Hemingway

13. November 2016

Im gesamten südlichen und östlichen Afrika kann man in Busch oder Savanne eintauchen, um sich von exotischer Tierwelt und Wildnis pur umgeben zu lassen. Botswana gehört hier zweifellos zu den Höhepunkten. Weite Teile sind von der erstaunlich tierreichen Halbwüste Kalahari bedeckt. Im Norden erstreckt sich das Naturwunder des Okawango-Deltas. Der Okawango versickert in der Kalahari und bildet ein Savannen-/Sumpfgebiet von der Größe Schleswig-Holsteins. Der Wasserreichtum sorgt für eine unglaublich vielfältige Tierwelt. Zugleich gestattet die dünne Besiedlung des Landes die Schaffung großer Tierreservate. Chobe, Savuti oder Moremi bilden bei „Old Africa Hands“ klangvolle Namen. Sie sind gleichbedeutend mit Abenteuer, Wildnis und Tierreichtum. Heute geht man dort nur noch mit der Kamera auf Jagd. Einzig Ranger führen Gewehre zum Schutz mit.

Verhaltensmaßregel eines Rangers bei einer Fußsafari: „Wenn Löwen auf euch zukommen, nicht fortlaufen, zusammenstehen und schreien; sind es Büffel, Nashörner oder Flusspferde, sucht euch einen Baum aus.“ Sieht man sich um und erblickt keinen einzigen Baum, dann steigt der Blutdruck erheblich. Auch die Fahrten im völlig offenen Geländewagen erhöhen den Blutdruck, wenn ein riesiger Elefantenbulle gemächlich beim Vorbeitrotten fast am Wagen entlang schrammt. Ebenfalls ein Löwenrudel, das direkt neben dem Wagen ein gerissenes Gnu verzehrt, fördert Blutdruck und Herzschlag. Mit der Zeit lernt man, dass die Tiere einen unbehelligt lassen, solange man dasselbe tut. Viel unangenehmer können die kleinen Tiere sein, wie Ameisen, Skorpione, Mücken und Käfer. Vor Schlangen sollte man Vorsicht walten lassen, nicht so sehr vor Pythons, sondern vor Mambas, Baumschlangen, Puffottern, Kobras, insbesondere Speikobras.

Trotz aller (kontrollierbaren) Gefahren erfasst einen kaum beschreibbare innere Ruhe gepaart mit unerklärlichem Glücksgefühl, wenn nachts vor dem Zelt Gnus, Zebras und Impalas grasen, wenn man den zwerchfellerschütternden Territorialruf des Löwen, das Geheul der Hyänen, das Bellen der Wildhunde, das Trampeln der stets missmutig schauenden Schwarzbüffel und das Grunzen der Flusspferde hört. Diese –  etwas pathetisch ausgedrückt – Sinfonie Afrikas vermittelt paradiesisch Friedvolles. Abends dämmert man unter dem Klangteppich von Grillen und allen möglichen Buschgeräuschen ein, träumt vielleicht von Krokodilen mit zähnestarrenden Mäulern, dem majestätischen Schreiseeadler, von Zebras und von turmhohen Giraffen mit ihrem samtenen Blick, bis einen morgens Perlhühner und Frankoline, eine Hühnerart, mit ihrem infernalischen Lärm wecken.

Es geht jedoch nicht immer idyllisch zu. Kampf und Tod lauern überall neben der herrlichen Ruhe. Man beobachtet gelassen das entspannte Spielen und Planschen einer Elefantenherde im Wasser des Chobeflusses, bis man im Hintergrund zwei auf Leben und Tod kämpfende Elefantenbullen entdeckt. Am Abend wird man neugierig von einem Leoparden mit freundlichem Katzengesicht aus einer Astgabel heraus betrachtet, am Morgen verzehrt der Leopard in seinem Baum einen blutigen Fleischbrocken, der vielleicht zu einem der wunderschönen, grazilen Impalas gehörte, die man tags zuvor ins Herz geschlossen hatte. Der elegante Gepard begeistert mit seiner Schnelligkeit. Sie ermöglicht es ihm, die liebenswerten Thomsongazellen zu schlagen. In dieser Gegensätzlichkeit von Harmonie und Kampf, von Ruhe und Nervenkitzel, von wohliger Geborgenheit und Angst entwickelt sich das Faszinosum Afrikas. Vielleicht wird es aber auch, wie der englische Anthropologe Desmond Morris vermutet, von einem geheimen Gen in uns geweckt, das uns an unseren Ursprungsort zurück zieht.

Auch der nächste Artikel beschreibt ein Land in Afrika – eins mit vielen Pyramiden, aber nicht Ägypten.

Text/Foto: UM

    

    

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