Aufsehenerregende Funde in Sögel

1. April 2015

Sögel – Das Zentrum Sögels wurde im letzten Jahr aufwendig umgebaut. Die dazu notwendigen Tiefbauarbeiten förderten archäologische Sensationen zutage, die wegen ihrer Einmaligkeit aufhorchen lassen. Bei Grabungen auf dem ersten Markt tauchte ein kleines Objekt auf, das beinahe im Bauschutt untergegangen wäre. Einem aufmerksamen Bauarbeiter ist es zu verdanken, dass es der Nachwelt erhalten blieb. Es handelt sich um ein Keilschriftalphabet, das dem in Ugarit im heutigen Syrien gefundenen gleicht. Dieses Alphabet entstand ca. 1500 v. Chr. Damit nicht genug, fand man bei weiteren Erdarbeiten nahe dem neuen Kreisverkehr den Abdruck eines Rollsiegels, das vermutlich aus dem Mesopotamien des 3. vorchristlichen Jahrtausends stammt. Um nach weiteren sog. Artefakten zu suchen, wurde der Boden des Baugebiets an mehreren Stellen erneut geöffnet. Bei dem Aufreißen bereits gepflasterter Stellen handelte es aus sich also um archäologische Suchgrabungen. Sie wurden als solche nicht bekannt gegeben, um Raubgräbereien vorzubeugen. Außer einigen modernen Werkzeugen und kürzlich benutztem Toilettenpapier wurde nichts weiter gefunden.

Dennoch genügen die beiden Funde, um die Geschichte des Hümmlings umzuschreiben. Sie zeigen, dass es hier in der Jungsteinzeit, spätestens in der Bronzezeit einen regen Fernhandel gab. Möglich ist durchaus, dass das altbronzezeitliche Wirtschaftszentrum, das in der Archäologie „Sögeler Gruppe“ genannt wird (siehe hierzu „Emsland Archäologie Museum“ im Internet), wesentlich weiter reichende Kontakte hatte, als bisher angenommen wurde. Vielleicht umspannte der Handel sogar die damals bekannte Welt. Es werden bereits Theorien entwickelt, dass die emsländischen Großsteingräber nicht isoliert zu betrachten sind, sondern als Teil der vom Nahen Osten bis Nordschottland reichenden gemeinsamen Megalithkultur (Großsteinkultur) anzusehen sind. Möglicherweise kam der Anstoß aus dem Nahen Osten nach der Erkenntnis „ex oriente lux“ (aus dem Osten kommt das Licht). Die umgekehrte Richtung ist aber auch nicht auszuschließen. Animiert von den beiden Funden in Sögel arbeiten Wissenschaftler inzwischen an einer Beweisführung der Hypothese, dass die Großsteinkultur im Westen entstand. Sie betrachten es nicht mehr als völlig abwegig, anzunehmen, dass die Pyramiden in Ägypten und im kuschitischen Reich von Meroe (Sudan) vom Emsland, im engeren Sinn vom Hümmling, beeinflusst wurden.

Hier ist noch vieles im Fluss. Dennoch können Sie, liebe Leser, sich durch eigenen Augenschein ein Bild machen. Die beiden Sögeler Funde sind, bevor sie zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung Sögel verlassen, am 1. 4. 15 um 15.00 Uhr in der Geschichtswerkstatt des Forums Sögel, Sigiltrastr. 10a, bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Text/Bild: UM

    

    

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