Widerstand gegen das Böse

6. Oktober 2014

Sögel – Am 12. 9. 2014 wurde in der Geschichtswerkstatt des Forums Sögel eine Ausstellung über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus unter dem Titel „Was konnten sie tun?“ eröffnet. Es handelt sich um eine Wanderausstellung der Stiftung 20. Juli 1944 in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte deutscher Widerstand. Die Ausstellung wird bis Mitte Oktober in der Geschichtswerkstatt präsentiert.

Der Forumsvorsitzende Bernd Eggert verwies in seiner Eröffnungsrede (www.forum-soegel.de) vor zahlreichen Interessenten darauf, wie viele Menschen neben den bekannten Widerständlern vom 20. Juli Widerstand in ihrem Lebensbereich geleistet hatten. Es gab sie hier in der Region ebenso wie in ganz Deutschland. B. Eggert zeigte auch auf, wie lange es gedauert hatte, bis der Widerstand in der alten Bundesrepublik anerkannt und positiv bewertet wurde. Er warf die unbeantwortete Frage auf, welcher Widerstand in der Demokratie stattfinden solle oder müsse.

Völlig eindeutig ist, daß der Widerstand gegen die NS-Diktatur moralisch integer war. Die Ausstellung zeigt am Beispiel vieler sogen. kleiner Menschen, die in Wirklichkeit ganz groß waren, mit welchem Todesmut sie sich gegen das Terrorregime stellten und leider meistens mit ihrem Leben dafür bezahlten. Man fragt sich beim Betrachten der Ausstellung und insbesondere der tödlichen Folgen des geringsten Widerstandes, wo man als Jugendlicher oder Erwachsener im Dritten Reich selbst gestanden hätte: Unterstützer der Nazis, lauwarmer Mitläufer, Wegseher oder mutiger Widerständler? Mir fällt bei dieser Frage nur der Satz des Altbundeskanzlers Kohl von der Gnade der späten Geburt ein. – Gerade wegen der Unentscheidbarkeit dieser Frage sollte man die Ausstellung besuchen, sich mit den Schicksalen befassen und fragen, wieviel wovon in uns steckt.

Im Mittelalter glaubte man, die alles verwüstenden Heerscharen der Mongolen und ihrer Vorvorgänger, der Hunnen, seien geradewegs der Hölle entstiegen und nannte sie Tartaren (latein.: ex tartaro = aus der Hölle, aus der Unterwelt). Bis heute beschäftigt uns das Problem, wie die Nazis im Land von Goethe, Schiller, romantischer Empfindsamkeit, Idealismus und Aufklärung möglich waren. Wir sollten uns ohne Selbstzerfleischung damit befassen, wie viel „Unterwelt“ in unserer Gesellschaft, Kultur, Tradition und in uns steckt. Dies dürfte ein hervorragendes Mittel sein, um die Unterwelt dort zu belassen, wo sie hingehört, damit sie uns nicht regiert und zerstört. Hierzu kann die Ausstellung hilfreich sein.

 

Text/Bild: UM

    

 

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