Hilfe! Wespen!

4. Juli 2013

Diesen Ruf hören die ehrenamtlichen Berater des Landkreises Emsland im Spätsommer und Herbst immer wieder durch das Telefon schallen. Schwarz-gelb ist in Natur und Technik die Warnfarbe und so signalisieren viele Insekten, ob mit oder ohne Stachel: Achtung wir sind gefährlich! Doch ist das meistens nur Show. So sind die meisten der bei uns fliegenden Wespenarten völlig ungefährlich, ja sie sind häufig gar keine Wespen, sondern getarnte Schwebfliegen oder Wildbienen, die oftmals gar keinen  Stechapparat haben.

Doch zuerst die Gesetzeslage: Das Naturschutzgesetz sagt, dass wildlebende Tiere weder gestört, noch gefangen oder sonst wie in ihrer Lebensweise behindert werden dürfen. Auch die Ruhe- und Niststätten sind so geschützt. Darüber hinaus gibt es Arten, die einen besonderen Schutz genießen, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Ausnahmen betreffen alle Tierarten, die unter das Jagdrecht fallen sowie Haustiere, darunter die einem Imker gehörenden Honigbienen und ausgewildert Haustiere.

So sind de facto alle Wespen und darunter auch die Hornnissen geschützt, einige sogar streng, weilsie vom Aussterben bedroht sind. Das bedeutet, dass diese Tiere und deren Nester nicht entfernt oder sonstwie zerstört werden dürfen. Nun gibt es wie immer auch da Ausnahmen, die noch erwähnt werden.

Von den vielen Bienen und Wespenarten interessieren hier nur die sogenannten „sozialen, staatenbildenden Faltwespen“ und ganz selten auch einige Hummelarten. Die von Imkern gehaltenen Honigbienen gehören als Haustiere nicht in das Naturschutzgesetz. So verringert sich die Zahl auf 4-6 Arten, von denen wiederum nur 2 tatsächlich lästig werden können. Der Lebenszyklus beantwortet schon die häufigste Frage, nämlich ob das Nest im nächsten Jahr wieder benutzt wird und dadurch an Größe zunimmt.

Im Frühjahr beginnen die jungen, im letzten Jahr befruchteten Königinnen ein Nest zu bauen, indem sie die ersten Arbeiterinnen großziehen. Sind diese nach ca. 3 Wochen geschlüpft, übernehmen diese dann die weitere Aufzucht und die Königin legt nur noch Eier. Je nach Art werden ab Mitte bis Ende Sommer   Drohnen und Königinnen aufgezogen, die dann das Nest verlassen und sich paaren. Anschließend sind die Drohnen, nach getaner Fortpflanzungsarbeit,  zum Tode verurteilt und die Königinnen suchen sich einen Platz zum Überwintern. Jetzt haben die letzen Arbeiterinnen sozusagen frei und machen auf dem Pflaumenkuchen „dolce vita“, aber das gilt nur von der deutschen oder der allgemeinen Wespe, alle anderen wie die mittlere, die rote und die sächsische Wespe sind dann schon abgestorben und haben sowieso kein Interesse an Süßem. Hier setzt die erste Vorsichtsmaßnahme an:

Bitte im Sommer und Herbst keine Säfte oder sonstiges Süßes draußen offen stehen und vor allem Kinder nicht unkontrolliert trinken lassen.

 

Gibt es Wespen oder Hornnissennester in der Nähe, so gilt, dass es bei den sichtbaren Nester meistens die Arten sind, die  wenig oder gar nicht  agressiv sind, Allerdings wird niemand gern in oder an seinem Wohnort gestört, sei es Mensch oder Tier. Hier gibt es aber genügend Möglichkeiten, die ein Miteinander ermöglichen: für ein paar Wochen Fliegengitter vor den Fenstern anbringen und vor allem im Freien keine süßen Getränke und Säfte offen stehen lassen. Sind Kinder da, ist  besonders beim Essen und Trinken im Freien auf Insekten zu achten. Ansonsten lassen sich mit Kindern tolle Beobachtungen machen und so werden die Kinder gleich an den Naturschutz herangeführt.

 

Neben vielen Wespen- und Bienenarten und solchen Insekten, die wie Wespen aussehen, soll hier nur über die sogenannten „staatenbildenden sozialen Faltenwespen“ gesprochen werden (Sie falten im Ruhezustand die Flügel zusammen, im Gegensatz zu den Fliegen). Dazu gehören bei uns die mittlere, die rote und die sächsische Wespe, sowie die Hornisse als größte unter ihnen. Diese Arten sind kaum agressiv und verteidigen nur ihr Nest. Bleibt man in einem gewissen Abstand und vor allem ruhig, so fühlen sie sich auch nicht gestört. Die Nester dieser Arten befinden sich, bis auf Hornissennester, stets irgendwo im Freien oder unter einem Dach, also meistens sichtbar. Für Hornissen lohnt sich sogar ein Nistkasten, der, wie wir es direkt neben dem Schuppen im Garten erleben durften, besiedelt wurde und uns einige Monate großartige Naturerlebnisse  bescherte.

Unangenehmer und nicht friedlich sind dagegen die deutsche und die allgemeine Wespe. Diese siedeln entweder im Boden oder an dunklen Stellen,  z.B. unter einem Dach und wehren sich energisch gegen Störungen. Diese sind es auch allein, die dann auf dem Pflaumenkuchen oder im Apfelsaft sitzen. Leider hilft ein entfernen des Nestes nur wenig, da die Tiere im Umkreis von ca. 2-3 km fliegen und  man nicht weiß, woher nun das einzelne Tier kommt. Da alle Wespen aber ihren Platz im Ökosystem haben und die Brut ausschließlich mit tierischem Eiweiß versorgen, vertilgen sie haufenweise Insekten und Maden, kurz alles was von der Größe her zu bewältigen ist. Dadurch spart der Gärtner Spritzmitttel. Allerdings verdirbt das der Industrie den Verdienst, denn die Mittel, die Wespen töten, sind gleichermaßen auch andere, sogenannte Schädlingen im Handel. Deshalb die Devise: je mehr Wespen vetilgt werden, je mehr Spritzmittel werden verkauft.

Was hilft nun im Problemfall? Ein Anruf bei einem Berater und das möglichst früh! Der sucht nach einer für Mensch und Tier gerechten Lösung. Echte Allergiker – eine Rötung oder Schwellung des Stiches ist allerdings keine Allergie – brauchen einen vom Arzt verschriebenen Notfallset und der sollte auch immer dabei sein! Besteht Gefahr, so kann der Berater einen Antrag auf Umsiedlung oder ggf. auf Abtötung des Nestes stellen. Umsiedeln dürfen aber nur dazu berechtigte Personen und abtöten sollte man professionellen Schädlingsbekämpfern überlassen.

Warnung: Versuchen Sie nicht, das selbst zu versuchen. Mit Gift behandelte Tiere, die noch leben, können das Gift mit dem Stich übertragen! Auch vor dem beliebten Abbrennen von Nestern kann nur gewarnt werden, denn die Tiere reagieren auf Feuer sehr unangenehm und manches Haus ist dabei gleich mit abgefackelt worden. Eine Umsiedlung, sollte, wenn überhaupt, so früh wie möglich erfolgen, denn wenn das Volk erst einmal seine Sollgröße erreicht hat, ist es nicht nur schwierig sondern, weil dann auch schon Drohnen und Königinnen gebrütet werden, unmöglich.

Also, ab Frühjahr, Augen auf im Garten und rund ums Haus. Es lässt sich ganz viel beobachten und meist auch die beginnenden Nester unserer Wespen erkennnen. Rufen Sie bei Bedarf uns Berater an, auch wenn noch gar nichts los ist, und informieren Sie sich über diese überaus interessanten Tiere. Dazu liegt  im Rathaus Sögel Material bereit. Dabei ist auch ein informatives Würfelspiel für kleine und große Kinder. Gerne erwarten wir einen Anruf, wobei insbesondere  Schulen, Kindergärten und Vereine angesprochen sind.

Joachim Domning, 05952-3508

Johann Eilers, 05952-98570

Friedhelm Lake 05951-995955

 

Text/Foto: Joachim Domning

Nest der mittleren Wespe an einem Kreuz in der Nähe vom Ferienhausgebiet vor ein paar Jahren

 

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