Wer ist die unbekannte Tote in Hensens Grabstelle in Osnabrück?

1. Mai 2013

So viel ist klar: Johnann Bernhard Hensen, der in nur zehn Jahren nach dem Studium an der Polytechnischen Schule Hannover (1857 – 1860) bis zu seinem Tod durch einen Gehirnschlag am 16. Januar 1870 über 30 Kirchen zuerst im Bistum Münster, dann auch im Emsland und sogar in Eisleben und Bückeburg sowie in den letzten Jahren auch den Osnabrücker Dom plante, wurde in Sögel geboren. Er hatte später Büros in Lindern, Cloppenburg und Osnabrück.

Johann Bernhard Hensen hatte zwei Jahre vor seinem Tod Gabriele Bödiker geheiratet, war aber entgegen anders lautenden Veröffentlichungen deshalb nicht mit dem „Petroleum-König“ Anton Riedemann verwandt oder verschwägert. Gabriele Bödiker war die Tochter des Haselünner Juristen Dr. Heinrich Bödiker und von Luise Menne sowie die Enkelin von Dr. jur. Arnold Bödiker und Elisabeth Cordes aus Aschendorf. Deren Vater Lambert war einst Bürgermeister dort. Sie war aber auch die Urenkelin von Nikolaus Bödiker und Elisabeth Saalfeldt aus Friesoythe.

Über diese Linie war Gabriele Bödiker letztlich auch mit den bekannteren Bödikers verwandt. Ihr Großonkel war der Kanzleidirektor Laurenz Bödiker (verheiratet in erster Ehe mit Maria Russell). Eines der 14 Kinder war der Amtshauptmann Wilhelm Bödiker (verheiratet mit Maria Heyl). Das Ehepaar hatte sieben Kinder, darunter auch Tonio Bödiker, der erste Präsident des Reichsversicherungsamtes, und Sophie, die Anton Riedemann ehelichte.

Nach diesem Schwenk über sechs Generationen hin und zurück zum Ehepaar Hensen, das einen Sohn hatte. Alfred wurde am 25. 5. 1869 geboren, starb am 20. 7. 1931 in Münster. Dort war er Stadtbaumeister, wurde dann aber nicht verbeamtet, schuf aber in Münster zahlreiche bekannte Bauten.

In der Grabstelle Hensen auf dem nicht mehr in Betrieb befindlichen Osnabrücker Hasefriedhof – 3. Abteilung, mittlerer Hauptweg, 351 – 352 -, ist auch Hensens Schwager beerdigt. Das sind der Geheime Justizrat Alfred Bödiker (geb. 2. 8. 1841 in Haselünne, gestorben am 5. 4. 1930 in Münster) und Conradine geb. Heilmann (21. 2. 1849 – 29. 10. 1937).

Aber ganz offensichtlich wurde hier noch eine fünfte Person beerdigt (siehe unleserliche Grabschrift). Die Recherche der Osnabrücker Friedhofsverwaltung hat ergeben, dass eine Albertine Bödiker – so wird die Inschrift entziffert – auf deren Karteikarten nicht aufgeführt ist. Es gibt nur einen kleinen Hinweis in Form einer Notiz, die wie folgt lautet: „Bödieker = Hensen“. Die schwer zu entziffernde Inschrift des Grabsteines lässt aber darauf schließen, dass es sich bei besagter Person um eine geborene Hensen handeln könnte. Auf den Grabkarten ist als Erwerber der Grabstellen der Name Hensen vermerkt. Laut der Denkmalpflege Osnabrück wurde dieser Grabstein zuletzt im Jahre 1988 fotografiert. Schon zu dieser Zeit war der Stein so stark verwittert, dass eine genaue namentliche Zuordnung der obersten Inschrift leider nicht mehr möglich ist.

Vor einigen Jahren gab es einen Brand im Büro des Hasefriedhofs, bei dem nach Auskunft der Stadt einige Grabkarten in Mitleidenschaft gezogen wurden und viele Informationen bezüglich der historischen Grabstellen verloren gegangen sind.

Die bisher unbekannte Tote ist in Meppen geboren, gestorben an einem 14. 7. (oder ähnlich) – Jahreszahl nicht bekannt – in Osnabrück.

Wichtig ist noch der Blick auf Hensens Familie. Johann Bernhard Hensen (geb. 5. 9. 1928) hatte sieben Geschwister. Drei der Schwestern hießen Maria Elisabeth. Die erste wurde 1819 geboren, starb drei Jahre später. Die 1832 geborene Maria Elisabeth wurde sieben Jahre und die dann 1843 geborene Maria Elisabeth wiederum nur drei Jahre alt. Dann gibt es noch eine Schwester Maria Anna (geb. 28. 1. 1839), den Bruder Lambert (geb. 9. 7. 1825), der die aus Vrees stammende Maria Elisabeth Klene heiratete und vier Kinder hatte. Der ältere Johann Bernhard Hensen war am 9. April 1823 geboren, starb dann am 5. Juli 1824.

Hensens Vater war Gemeindevorsteher Hermann Heinrich Hensen (1790 – 1861), seine Mutter Margaretha geb. Schleper. Am 7. 4. 1818 heiratete sie im Alter von 17 Jahren. Das Pech mit ihren Kindern hatte sie auch bei den Geschwistern, keines wurde älter als drei Tage. Maria Gesina und Johann Philipp Schleper starben noch am Geburtstag, Maria Thekla wurde immerhin noch drei Tage alt.

Es gibt auch Familienforscher, die davon ausgehen, der Dombaumeister Hensen habe zwei Kinder gehabt und das zweite Kind sei dort in Osnabrück beerdigt. Aber der Geburtsort Meppen ist eher unwahrscheinlich. Bei den Bödekers war es allerdings nicht unüblich, einen Cousin zu heiraten.

 Text/Foto: Hermann Gerdes

    

 

© 2010 Forum Sögel e. V.
Information | Geschichte | Zukunft