Neue Stolpersteine werden in Sögel verlegt

1. März 2013

Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus

Sögel – „Die Erinnerung darf nicht enden, sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ Mit diesen Worten zitierte Bürgermeisterin Irmgard Welling die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, mit dessen Proklamation der  27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus als deutscher Gedenktag gesetzlich verankert wurde.

Der 27. Januar beziehe sich auf die Befreiung des größten Vernichtungslagers des Nazi – Regimes, des KZs Ausschwitz- Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945, sagte Welling in ihrer Begrüßungsrede. „Überall in Deutschland wird heute dessen gedacht. So wollen auch wir es in Sögel machen. In besonderer Weise gedenken wir heute der Familien Weinberg, Frank und Hochheimer, die hier unter uns und unseren Vorfahren gelebt haben und deren Leben ein schreckliches Ende fand.“ Für jedes Mitglied dieser Familien wurde im Foyer der Aula des Hümmling-Gymnasiums ein Stein vorgestellt, Schüler verlasen die Lebensläufe der einzelnen Personen und machten auf deren Schicksale aufmerksam. „Die Steine werden aufgrund der schlechten Wetterlage zu einem späteren Zeitpunkt am damaligen Wohnort der Familien gemeinsam mit den Schülern eingesetzt“, informierte Welling.

Welling weiter:  „Im Jahre 2011 hat die Gemeinde Sögel zum ersten Mal in Sögel  Stolpersteine verlegt, ein Kunstprojekt des Künstlers Gunter Demnig. Jeder Stein erinnert an ein Leben, das vor über 60 Jahren ausgelöscht wurde. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll auch eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Hinter den Namen stehen Schicksale, stehen Menschen mit ihrem Lebensweg, ihrer Liebe ihrer Hoffnung und mit ihrem Leid.“

Die Schülerinnen und Schüler des Hümmling-Gymnasiums Sögel haben sich unter Federführung des Geschichtslehrers Henning Strotbek in den letzten Wochen mit dem Thema „Nachbarn“ beschäftigt. Dabei haben sie auch Sögeler Zeitzeugen wie Michael Grünberg befragt. „Die Erinnerungen von Zeitzeugen und direkt Betroffenen öffneten Türen zu einer vergangenen Welt“, so die Schüler.  Eindrucksvoll hielten sie Rückblick auf Situationen aus der Leidenszeit der Juden in Sögel. Sie machten darauf aufmerksam, wie sich der Wandel zur üblichen Nachbarschaft in misstrauische Beziehungen mit folgenden Gewalttaten vollzogen hat. Die Schüler gaben sich auch durchaus selbstkritisch: „Der immer länger werdende Zeitabstand zum Geschehen führt gerade bei der jüngeren Generation auch oft zur Sorglosigkeit. Taktlose Bemerkungen und antisemitische Witze werden gemacht, ohne sich dabei im Klaren zu sein, welche Tragik dahinter steckt. Parteien mit nationalsozialistischem Gedankengut treten in Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union immer unverhohlener auf und schaffen es, mit ihrer antisemitischen Haltung Wähler für sich zu gewinnen.“

Ein Schüler dazu: „Ich bewundere, dass jüdische Mitbürger nach den unaussprechlichen Verbrechen des Nationalsozialismus den Mut, das Durchhaltevermögen und die Kraft hatten, zurückzukehren in eine Gesellschaft, in der auch Täter von damals noch leben, um hier wieder Nachbarschaft aufzubauen.“ In den Schlussworten  kam die Erwartung der Schüler auf ein künftiges gutes Miteinander deutlich zum Ausdruck, hier nahmen sie ihre Hoffnung aus der Vergangenheit: „Doch trotz aller Schwierigkeiten gab es auch Nachbarn, die zusammenhielten: Vor, während und nach dem Krieg!“

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von einer Musikgruppe aus Schülerinnen und Schülern des Hümmling-Gymnasiums unter der Leitung von Beatrix Lückmann-Langen.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

 

 

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