KV Niedersachsen startet im Emsland Modellprojekt gegen Ärztemangel

1. Januar 2013

KV Niedersachsen gründet landesweit erste Eigeneinrichtung in Sögel

 

Sögel, 26. November 2012 – Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) wird in enger Kooperation mit der Samtgemeinde Sögel im Emsland erstmals selbst eine Arztpraxis betreiben. Das Sozialgesetzbuch V (SGB V) sieht das Modell der so genannten Eigeneinrichtung als Maßnahme gegen den Ärztemangel vor. Ab 2013 soll eine neue Hausarztpraxis unter Regie der KVN in einem noch zu errichtenden Geschäftshaus in der Ortsmitte von Sögel entstehen.

 

Die hausärztliche Versorgung im Landkreis Emsland muss auch künftig gesichert sein. Die rund 314.000 Einwohner werden zurzeit von 182 niedergelassenen Hausärzten betreut. Der Versorgungsgrad beträgt 87 Prozent. Für einen Versorgungsgrad von optimalen 100 Prozent könnten sich theoretisch und praktisch ad hoc 18 weitere Hausärzte im Emsland niederlassen. Es fehlt allerdings an Nachwuchs. In Sögel besteht insofern besonderer Handlungsbedarf, da hier das Alter der Hausärzte bereits über dem ohnehin hohen Durchschnittsalter in Niedersachsen liegt. Fünf von zwölf Allgemeinmedizinern werden hier in absehbarer Zeit aus Altersgründen ausscheiden.

 

„Um die kassenärztliche Versorgung in Sögel auch zukünftig gewährleisten zu können, werden wir mit Unterstützung der Gemeinde und Samtgemeinde eine hausärztliche Praxis betreiben. Die Eigeneinrichtung bringt besonders für Berufseinsteiger oder niederlassungswillige Ärzte und Ärztinnen viele Vorteile mit sich“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KVN, Mark Barjenbruch, heute in Sögel. „Eine Niederlassung wird von jungen Medizinern oft als wirtschaftlich riskant empfunden. Für den Einstieg könnte das Modell der KVN-Eigeneinrichtung da eine echte Alternative sein“, hofft Barjenbruch.

 

Für Landrat Reinhard Winter ist das landesweit einmalige Modellprojekt „ein wichtiger Baustein in den bisherigen Aktivitäten des Landkreises Emsland zur langfristigen Sicherung der medizinischen Versorgung. „Wir haben uns erfolgreich als ‚Zukunftsregion Gesundheit‘ beworben, wir haben uns etabliert und werden diesen Status durch weitere Projekte, die bereits auf sehr gutem Wege sind, fortschreiben.“ Die immer knapper werdende Ärzteressource müsse optimal eingesetzt werden. „Das“, so der emsländische Landrat, „heißt für uns eine konsequente Akquise von Nachwuchskräften und es erfordert das Engagement von allen Beteiligten.“

Zu den Vorteilen für die Ärztin oder den Arzt gehört die finanzielle Sicherheit aufgrund eines Anstellungsverhältnisses zu einem festen Gehalt in Voll- oder auch Teilzeit. Die finanziellen Belastungen durch den Kauf einer Praxis fallen weg, ebenso die Personalkosten, da die KVN das weitere Praxispersonal stellt. Geeignete Räume und die Praxistechnik werden dem Patienten nach dem Stand der aktuellen Technik angeboten. Die Ärzte erhalten ebenfalls die Option, nach einer gewissen Anlaufzeit die Praxis eigenverantwortlich zu übernehmen.

Organisiert wird die Praxisgründung von der KVN. Die Praxisräume werden in einem Neubau zur Verfügung stehen, und die Gemeinde Sögel wirbt mit Hilfe eines beauftragten Dienstleisters zusätzlich um ärztliches Personal für dieses Modellprojekt, aber auch um die Niederlassung weiterer Allgemeinmediziner.

 

„Eine Eigeneinrichtung ist auf der Liste dessen, was die KVN gegen Ärztemangel unternimmt, Neuland“, so der der KVN-Vorstandsvorsitzende. „Doch passt das Modell zum Trend. Auf der Suche nach Lösungen gegen den Ärztemangel auf dem Land geht es mehr und mehr um individuelle Lösungen in enger Kooperation mit den Städten und Gemeinden.“

 

Das weiß auch Sögels Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers: „Sögel ist niedersachsenweit der erste Ort, der dieses Modell gemeinsam mit der KVN umsetzt und ihm zum Erfolg verhelfen will.“ Mit den bisherigen Anreizen wie Niederlassungsprämien, mit denen Ärzte in anderen Bundesländern gelockt würden –  verschwinde das Problem der Startfinanzierung nicht, von organisatorischen Anforderungen einmal abgesehen. „Für diejenigen Ärzte und vor allem für Berufseinsteiger, die den Schritt in die Selbstständigkeit nicht sofort wollen, ist unser Modell eine wertvolle Unterstützung und kann das richtige Sprungbrett sein“, so Wigbers. „Das Problem des Ärztemangels wollen wir damit durch eine größtmögliche Unterstützung des ärztlichen Nachwuchses zu lösen versuchen.“ Neben diesem Modellprojekt gewährt Sögel seit vielen Jahren attraktive Wohnungsbaudarlehn für Mediziner und war damit bei vier Fachärzten bereits erfolgreich. „An dieser Strategie wollen wir festhalten“, so der Samtgemeindebürgermeister. „Jetzt haben wir mit diesem Modellprojekt ein weiteres Pfund in der Hand, uns für Allgemeinmediziner attraktiv zu machen.“

 

 

 

Ansprechpartner:

 

Günter Wigbers, Bürgermeister der Samtgemeinde Sögel, Tel.: (05952)20 61 11

E-Mail: wigbers@soegel.de, Internet: www.soegel.de

 

 

Detlef Haffke, Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, Tel.: (05 11) 3 80 31 33,

E-Mail: detlef.haffke@kvn.de, Internet: www.kvn.de

 

Text: Gemeinde und KVN

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