Ludwig Windthorst und das Emsland

1. November 2012

Vorträge in Sögel betonen die Bedeutung des Zentrumspolitikers für die Region

Auf der Vortragsveranstaltung des Forums Sögel zum Leben und Wirken von Ludwig Windt horst unter Leitung von Bernd Eggert sprachen Bernhard Schulte, Helmut Lensing und Georg Wilhelm (von links).

Die nationale und regionale Bedeutung von Ludwig Windthorst (1812–1891) beleuchtete eine Vortragsveranstaltung über den einstigen Politiker der katholischen Zentrumspartei im Marstall Clemenswerth in Sögel. Im 19. Jahrhundert war Windthorst einer der ersten politischen Repräsentanten, die das Emsland auch überregional bekannt machten.

Redner bei der Veranstaltung, die von der Ludwig-Windthorst-Stiftung und dem Forum Sögel organisiert wurde, waren Georg Wilhelm vom Diözesanarchiv Osnabrück, der Historiker Helmut Lensing und Bernhard Schulte vom Forum. Die Leitung lag in den Händen von Bernd Eggert, Vorsitzender des Forums Sögel.

Lensing zeigte in seinem Vortrag auf, dass Windthorst, der gebürtig aus Ostercappeln stammt und in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre, schon als Schüler am Gymnasium Carolinum in Osnabrück viele Alterskameraden aus dem Emsland als Mitschüler kennengelernt habe. So sei es schon früh zu ersten Anknüpfungspunkten zu der hiesigen Region gekommen.

Als Katholik musste sich Windthorst dann gleich zu Beginn seiner politischen Karriere gegen den vorherrschenden Antikatholizismus unter den Welfen behaupten, der ihm den Aufstieg erschwerte.

Im Jahr 1855 wurde er schließlich zum ersten Mal als Vertreter der Stadt Papenburg gewählt und repräsentierte ab 1867 die gesamte Emsregion sowohl im Reichstag des Norddeutschen Bunds als auch im Preußischen Abgeordnetenhaus. Wahllokale habe es jedoch damals nur sehr wenige im Emsland gegeben, sodass viele Bewohner oft stundenlang laufen mussten, um ihre Stimme abzugeben, so Lensing.

Als Politiker für das Emsland trieb Windthorst nach Darstellung von Lensing unter anderem den Bau der Eisenbahn voran, unterstützte die Region bei einer großen Hungersnot im Jahre 1868, sorgte für den Ausbau von Häfen und setzte sich für den Erhalt der Gerichtsstätten in den kleineren Dörfern ein.

Er sei stets über alle Geschehnisse im emsländischen Raum bestens informiert gewesen, auch wenn er selbst nur selten dort war. Bei den Besuchen habe er oft Leute an deren Stimmen wiedererkannt, die er teilweise über mehrere Jahre nicht mehr gesehen hatte.

Zudem verstand sich Windthorst sehr gut darin, mit den Menschen der Region umzugehen und versuchte auch, Wörter aus dem hiesigen Plattdeutsch zu benutzen. Seine Wahlkampfkosten wurden fast ausschließlich von ihm selbst übernommen, und er galt als unbestechlich.

Lensing betonte in seinen Ausführungen weiter, dass Windthorst aber nicht nur der wichtigste Parlamentarier für das Emsland, sondern auch einer der bedeutendsten Gegenspieler Bismarcks war. So bemerkte dieser einmal: „Mein Leben erhalten und verschönern zwei Dinge: meine Frau und Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, der andere für den Hass.“

Nach Windthorsts Tod im Jahr 1891 wurde umgehend der Bau eines Denkmals zu seinen Ehren beschlossen und auf dem Meppener Marktplatz errichtet. Inzwischen steht es vor dem Windt horst-Gymnasium in Meppen. Das Buch „Ludwig Windthorst – Neue Facetten seines politischen Wirkens“ von Lensing wurde 2011 von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte herausgegeben.

Text: Hermann Wichmann / Michael Hillebrand Emszeitung  Foto: Hermann Wichmann

v.l. Vorstandsvorsitzender des Forum Sögel e.V., Bernd Eggert; Referent und Ehrenvorsitzender Forum Sögel e.V., Bernhard Schulte; Historiker Dr. Helmut Lensing sowie Dr. Georg Wilhelm als Referent des Diözesanarchivs Osnabrück

 

 

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