Wo ist eigentlich Tübingen ? – Ein kleines Stadtporträt

1. Dezember 2011

Als ich zu Beginn meines Studiums zum ersten Mal mit meinen Eltern telefonierte, sagte mein Vater: „Wo ist eigentlich Tübingen?“ und musste erst einmal im Atlas nachschauen. Nachdem nun meine Familie Mitte Oktober  zu Besuch war, möchte ich an dieser Stelle ein kurzes Porträt der Merkmale und Kennzeichen Tübingens zeichnen, die Frage des Wo also um das Was erweitern, um auch ein wenig Lust auf mehr zu machen. Vielleicht wollen ja ein paar Sögeler die mittelalterliche Kleinstadt im Herzen Baden-Württembergs  einmal „live und in 3D“ sehen und auf dem Neckar Stocherkahn fahren.

Die erste urkundliche Erwähnung Tübingens führt uns gleich zur ersten Sehenswürdigkeit, Schloss Hohentübingen, das dort ebenfalls aufgeführt ist und sich zu diesem Zeitpunkt wohl noch in relativ ländlichem Gebiet befindet, wobei manche sagen, das sei heute auch nicht anders. Ab 1435 dann ist das Schloss Residenz der Grafen des Herzogtums Württemberg und  heute wird es von der Universität genutzt, die dort beispielsweise das Institut für Archäologie
untergebracht hat.

Ganz in der Nähe von Schloss Hohentübingen befindet sich das Evangelische Stift, ein ehemaliges Augustinerkloster, das 1534 zum Wohnheim für Studenten der evangelischen Theologie umgewidmet wird. Hegel, Schelling und Hölderlin haben hier gemeinsam einen Teil ihrer Studienzeit verbracht und noch in diesen Tagen wohnen im Stift Studenten – übrigens auch katholische. Zum Gottesdienst gehen die Stiftsbewohner wohl in die Stiftskirche, die wiederum im Jahr 1191 erbaut wird, ihre heutige Gestalt aber erst zu Gründungszeiten der Universität (ca. 1470 – 1490) erhält. Zahlreiche Künstler leisten ihren Beitrag zur Verschönerung der Innenräume und des Inventars.

Das Pendant zum Evangelischen Stift ist das Wilhelmsstift, das seit 1817 als Ausbildungsstätte katholischer Theologen dient und auch einige beherbergt. Erbaut wird es in den Jahren 1588 – 1592 als Ritterakademie oder lateinisch Collegium Illustre.

Wie zu erahnen ist, hängt der städtebauliche Charakter Tübingens stark mit der Gründung der Universität durch Graf Eberhard im Barte im Jahr 1477 zusammen. Viele der ersten universitären Gebäude, wie die Burse (heute Philosophisches Seminar und Institut für Kunstgeschichte) oder die Alte Aula sind noch erhalten und dienen weiter als Lehrgebäude. Über die Geschichte der Universität werde ich eventuell ein anderes Mal berichten, da diese den jetzigen Rahmen sprengen würde.

Dreh- und Angelpunkt des politischen Geschehens in Tübingen ist nach wie vor das Rathaus, das ebenfalls schon 1435 erbaut wird. Das dreistöckige Bauwerk erhält eine kunstvoll gestaltete Fassade, welche die berühmtesten Stadtväter mit Graf Eberhard in der Mitte zeigt, als die Universität 1877 ihr 400-jähriges Jubiläum feiert.

Zum Schluss möchte ich noch einige Worte über die geographische Lage Tübingens verlieren. Die Stadt liegt in einem Talgebiet am Rande der Schwäbischen Alb, deren Ausläufer sich bis in den Kern hineinziehen. So residieren viele der zahlreichen Studentenverbindungen Tübingens auf dem Österberg oder dem Schlossberg. Bis zur Landeshauptstadt Stuttgart sind es ungefähr 40 Kilometer, und der Bodensee ist knapp 3 Autostunden entfernt.

Wer neugierig geworden ist, kann Genaueres nachlesen unter: www.tuebingen.de

 

Text/Fotos: Josef Becker

  

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