Fernab der „wirklichen“ Welt : famose Ferienfreizeit

1. November 2011

Dieses Jahr durfte ich beinahe zwei Wochen an einem Ohnegleichen-Ort verbringen. Ein Ort, an dem jeder sein darf, wie er ist .Ein Ort, an dem niemand verwundert ist, wenn das Verhalten nicht „normgerecht „ ist. Ein Ort, an dem alle mit besonderer Begeisterung dabei sind.

Dieser kleine, aber feine Ort, der alles außer gewöhnlich ist, heißt Sögel. Nicht zu finden auf einer Karte der Region, auch nicht in NRW – leider. Das Haus ist katholisch. Und weiß Gott: Gottes Geist weht dort gewaltig. Ich weiß nicht, welcher es sonst sein sollte.

Jugendliche und junge Erwachsene mit sogenannten Handicaps trafen dort auf großartige Gleichaltrige, die – unglaublich – unentgeltlich mit uns ihre Freizeit verbrachten, uns persönlich pflegten, unsere eigentümlichen Eigenheiten erlebten und mit uns spitzenmäßig Spaß haben wollten. Jeder von uns bekam einen Begleiter zur Seite, keinen Betreuer.

Diese sorgten sofort für sagenhafte Sicherheit. Schließlich war ich seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder ohne die vertraute Familie unterwegs, entsprechend aufgewühlt und aufgeregt kam ich an.

Es gab prima Programm, nichts absolut Ungewöhnliches: gegen Schwüle und Schwitzen ins Schwimmbad, patente Partys mit talentierten Tänzern, mehr- wie mehrszeniges Musical mitsingen, -proben, -machen, großartigen Gottesdienst gestalten und gemeinsam halten, fabelhaften Freizeitpark frequentieren und manches mehr.

Aber nicht ausschließlich, was wir getan haben, sondern vor allem, wie wir dort an diesem Ort gelebt haben, hat mich nachhaltig beeindruckt.

Ein enormes Erlebnis. Dieser unbehinderte Umgang mit allen war unglaublich und ungewöhnlich. Die fröhliche Ferienlaune fieberhaft ansteckend. Niemand wurde schief angesehen oder ausgelacht . Keiner musste zwanghaft versuchen „Fehler“ verstecken.

Ich hab den Geist gespürt. Gerne erlebe ich Gemeinschaft derart lebendig und ehrlich. Eine echte Erfahrung. Ich bin dankbar für diese sagenhaft sorgenlose Zeit. Gern mag ich wiederkommen.

Zum abscheulichen Abschied gab es folglich tieftraurige Tränen bei Begleitern wie Begleiteten.

Wie anders wäre die „wirkliche“ Welt, gäbe es öfter Orte wie Sögel!

Text: Pia Kollberg Foto: Privat

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