Fahrplan zur Realisierung des Nahwärmenetzes abgesteckt

1. November 2011

Voraussichtlich ab 2012 industrielle Abwärme für öffentliche und private Gebäude

Das Vorhaben zur Nutzung überschüssiger industrieller Abwärme in Sögel gewinnt zusehends an Konturen. Die mittlerweile gegründete „Sögel Energie GmbH“ wird im November die Aufträge für die technische Planung und die betriebswirtschaftliche Kalkulation vergeben.

Das Konzept, das im Jahr 2012 umgesetzt werden soll, sieht eine Auskoppelung überschüssiger Wärme bei der Fettschmelze Ten Kate in Sögel vor, die bisher elektrisch heruntergekühlt und damit vernichtet wird. Die Investitionskosten werden sich nach Angaben der Gemeinde Sögel je nach Umfang und Ausbaustufe des Netzes auf bis zu 4,5 Millionen Euro belaufen.

Vorrangig geht es um die Wärmelieferung für Unternehmen im Gewerbegebiet Püttkesberge, aber auch für öffentliche Einrichtungen und Privathaushalte in Sögel. Unter anderem sind die Bernhardschule, kirchliche Gebäude, das Hümmling Krankenhaus Sögel und das Freibad als Wärmekunden im Visier. Auch Privathaushalten und Unternehmen entlang der Trassenführung soll ein Wärmelieferungsvertrag angeboten werden. Gespeist werden soll das Wärmenetz mit Prozessenergie, die in der Sögeler Fettschmelze anfällt. Bislang bleibt die bei der Produktion hochwertiger Fette und Eiweiße anfallende Abwärme weitgehend ungenutzt. Zur Verfügung steht eine Wärmeenergie in der Größenordnung von jährlich rund 39 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht umgerechnet in etwa dem Wärmebedarf von 700 Haushalten.

Nachdem es bereits gemeinsam mit der Firma TenKate erfolgreich gelungen sei, EU-Mittel für die technische Planung des Projektes zu bekommen, bemüht sich die Gemeinde nach Angaben von Verwaltungschef Günter Wigbers derzeit um Fördermittel und zinsgünstige Darlehen zur Bau des Nahwärmenetzes. „Unsere ersten Gespräche mit der N-Bank in Hannover lassen darauf schließen, dass nichts unmöglich ist.“

Im November wird die Sögel Energie GmbH, deren Gesellschafter zu je 50 Prozent die Firma TenKate und die Gemeinde Sögel sind, entscheiden, welches Ingenieurbüro Auftragnehmer werden soll für die Vorentwurfs- und Entwurfsplanung für das Nahwärmenetz einschließlich der technischen Einrichtungen auf dem TenKate Gelände sowie für eine betriebswirtschaftliche Gesamtkalkulation.

„Wenn Kalkulation und Finanzierung stehen, werden wir zunächst mit potenziellen Kunden Vorverträge schließen“, so Wigbers, der neben Andreas Bruns als Betriebsleiter der TenKate GmbH in Sögel Geschäftsführer der Sögel Energie GmbH ist. „Erst wenn wir ausreichend Wärmekunden gewonnen haben und alle rechtlichen Fragen geklärt sind, geht es in die Umsetzung. Das dürfte dann im ersten oder zweiten Quartal 2012 der Fall sein.“ Die Sögel Energie GmbH tritt als Bauherr des Nahwärmenetzes auf. Für die spätere Betriebsführung des Nahwärmenetzes soll ein externer Anbieter gesucht werden.

Für Andreas Bruns ist das Vorhaben „ein innovatives Energieeffizienzprojekt, das nur Gewinner haben kann“. Vorbilder in Niedersachsen gebe es derzeit keine. Lediglich das Stahlwerk in Georgsmarienhütte habe einen ähnlichen Weg beschritten und mit den Stadtwerken einen Kooperationsvertrag gehabt. „Praktiziert wird eine Wärmeauskopplung dort aber nicht mehr, weil das Stahlwerk einen höheren Eigenbedarf hat. Wir haben uns das alles angeschaut und sind nun noch mutiger, das Projekt anzugehen.“ Bruns sicherte zu, dass die Bürger und Unternehmen, die als potenzielle Kunden in Frage kämen, rechtzeitig und umfassend informiert würden.

Text: IC

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