Hilsen fra Norge – Grüße aus Norwegen

1. September 2011

Mutig, suuuper, wir beneiden euch, wir wünschen euch alles Gute und viel Glück, aber auch: habt ihr euch das wirklich gut überlegt, schon manch Anderer ist gescheitert und war ganz schnell wieder daheim, habt ihr auch an eure Kinder gedacht? So und ähnlich klangen die Worte in unseren letzten Wochen in Sögel.

1994 habe ich mich als selbständige Mediengestalterin und Werbetechnikerin mit der Firma HD-Design in Sögel niedergelassen. Im Jahr 2007 übergab ich dann das Unternehmen meinem langjährigen Geschäftspartner Ludger Hegger um mich ganz der Erziehung meiner Kinder zu widmen. Dennoch konnte ich nie ganz „loslassen“ und eröffnete ein Büro für Mediengestaltung bei mir zuhause. Im April 2007 war ich dann zum ersten Mal für das Layout der Broschüre „Informationen für Sögel und Umgebung“ tätig und habe bis zur Juni-Ausgabe dieses Jahres mit dem Redaktionsteam immer gerne zusammengearbeitet.

Der Abschied war leicht und schwer. Leicht, weil wir neugierig und positiv in die Zukunft schauen.

Leicht, weil wir uns ganz  unbedarft auf das Abenteuer „Neuanfang“ einlassen. Leicht, weil uns so viele liebe Freunde und Bekannte darin bestärkt haben diesen Schritt zu wagen und unsere Familien uns immer wieder sagten: „ …und wenn es nicht klappt – egal, unsere Tür steht immer offen für Euch!“  Das ist ein schönes Gefühl, das einem ein bisschen Sicherheit gibt.

Aber gerade das machte mir den Abschied auch schwer, all diese Menschen zurück zu lassen, die guten Bekannten, die liebe Freundin, die man schnell mal anrufen kann, mit der man lacht, klönt, Cappuccino trinkt, bei der man sich ausheulen kann, wenn’s mal schlecht läuft. Das in den Arm nehmen und drücken, die Herzlichkeit, die sich erst im Laufe der Zeit entwickelt, in der man sich immer wieder begegnet und aus der dann tiefe Freundschaften entstehen.

Das wird es wohl sein, was mir in den nächsten Monaten am meisten fehlen wird, denn hier kenne ich nichts und niemanden, aber gerade das macht es auch so spannend!

Die ersten Tage, wie es ein Umzug nun mal so an sich hat, gestalteten sich unbequem. Kartons auspacken, einräumen, putzen und suchen, überlegen, suchen, „in welchem Karton ist Rosalie gelandet?“ Die Lieblingspuppe unserer Tochter Johanna und „wo sind wohl die Filly-Pferdchen geblieben? Hat jemand die Werkzeugkiste gesehen? Bin ich froh wenn das vorbei ist! Das war das letzte Mal! Nie wieder werde ich umziehen. Keine zehn Pferde kriegen mich dazu…“, usw., usw. Aber fertig geworden sind wir dann doch und schön ist es geworden, gemütlich und heimelig.

Der erste Schritt ist getan und viele weitere Aufgaben warten auf uns. Behördengänge müssen erledigt werden und gestalten sich als zäh und langwierig, denn die Norweger haben Zeit und davon unendlich viel. Manchmal denke ich, ich bin in Griechenland. Noch nie hörte ich so oft die Worte „ikke stress – alle bra“, will heißen „kein Stress – alles gut“. Und tatsächlich, das Zauberwort heißt GEDULD. Das was uns in unserem hektischen Alltag abhanden gekommen ist, wird hier großgeschrieben. So sitzen wir jetzt abends auf unserer Terrasse, schauen in den orange-roten Abendhimmel, lauschen dem entfernten Meeresrauschen, dem Geschrei der Möwen, schauen uns an und sagen: Alle bra!!

Bis demnächst unter dieser Rubrik…

Med vennlig hilsen,

Alexandra Deeken

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