Anmerkungen eines Emsländer Neubürgers

1. August 2011

Die Leute aus südlicheren Regionen Deutschlands meinen oft, hier im Norden sage man den ganzen Tag: Morgen. Mir war schon klar, dass die Norddeutschen zwischen den verschiedenen Tageszeiten unterscheiden können. So fragte ich – die Emsländer mögen es mir bitte verzeihen – vor Jahren in Ostfriesland nach der Bedeutung von Moin. Dort erfuhr ich, es heiße eigentlich „Moin Dag“ („Schönen Tag“ für alle Touristen und erst kürzlich eingebürgerte Neuemsländer). Nur lasse man den Dag weg, um nicht in den Verdacht zu geraten, ein Schwätzer zu sein.

Mir gefiel das Moin, und nach angemessener Eingewöhnungszeit begann ich auch, diesen Gruß zu verwenden.

Zunächst hielten einige Autochthone, wie in Bevölkerungsstatistiken die Alteingesessenen heißen, das anscheinend für frivol oder aufdringlich, akzeptierten es dann aber, als sie merkten, dass mein“ Moin“ eine Art verbaler Verbeugung vor dem Emsland war (und ist).

Jetzt muss ich jedoch bedauernd feststellen, dass gebürtige Emsländer immer öfter „Hallo“ sagen. Es hat zwar die gleiche Funktion wie das Moin als Gruß mittlerer sozialer Distanz, der 24 Stunden anwendbar ist. Da das Hallo universell ist, mag es von Weltläufigkeit künden. Mir gefällt das Moin dennoch besser. Es ist etwas Besonderes und zeugt von Dialekt, landsmannschaftlicher Individualität, Identität und Heimatnähe.

In diesem Sinne: Moin                                                   

Text: Uwe Müller

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