Ehre, wem Ehre gebührt!

1. April 2011

Nachdem sich im letzten Jahr die Frage erhoben hatte, wie man einen großen Sohn Sögels (Dombaumeister Hensen) würdigen könne, und dies mit einer Ausstellung von Forum, katholischer Kirche und Gemeinde Sögel unter großem Anklang in die Tat umgesetzt worden war, galt es jetzt, einen weiteren bedeutenden Bürger Sögels zu ehren: Levin Schücking (6. 9. 1814 – 31. 8. 1883). Er wurde zwar in Meppen geboren, kam aber bereits als Kleinkind mit seinen Eltern nach Sögel und verbrachte hier Kindheit sowie Teile der Jugend. Man wohnte im Marstall von Schloß Clemenswerth.

Schücking gilt allgemein als Fußnote der Literaturgeschichte, hauptsächlich bekannt als Freund von Annette von Droste-Hülshoff. Daß dies viel zu kurz gegriffen ist, zeigte ein Vortrag des Vorsitzenden der früheren Schücking-Gesellschaft, Gerd Gepp. Den Anlass hierzu bildete die Umsetzung eines Schücking-Denkmals. Es hatte bisher ein ungestörtes Dasein in einem Vorgarten an der Schlaunallee geführt. Von den dortigen Häusern will sich die Gemeinde Sögel trennen. Daraus ergab sich eine glückliche Fügung. Das Denkmal fand eine neue Heimat im politischen Mittelpunkt der Gemeinde Sögel: vor dem Rathaus, dem Ludmillenhof. Hier lebten Levin Schückings Eltern ab 183o. Am neuen Standort fällt der Blick eines jeden Besuchers auf Levins Büste und ein aufgeschlagenes steinernes Buch seiner Mutter Catharina Busch. Sie war – ungewöhnlich für eine Frau der damaligen Zeit – wie ihr Sohn schriftstellerisch tätig.

Im Rathaus wurde am 25. 2. 2011 eine Ausstellung mit vielen Exponaten zu Levin Schücking eröffnet. Ausstellung, deren Eröffnung sowie Neuplacierung des Denkmals lagen in den Händen des Forums und der Gemeinde Sögel. Bürgermeister Heiner Wellenbrock begrüßte die Gäste und bedankte sich bei Gerd Gepp und Hermann Wichmann sowie Bernd Eggert für deren Einsatz zur Durchführung der Ausstellung. Dank galt auch dem Ensemble Clemenswerth (Raphael Schmitt, Violine, Jan-Lucas Schmitt, Violoncello) für deren musikalische Begleitung. Im Mittelpunkt stand selbstverständlich der Vortrag von Gerd Gepp unter dem Titel „Levin Schücking, ein großer Journalist im 19. Jahrhundert. Seine Kindheit in Sögel – ein gefragter Journalist später.“ Eingangs würdigte er das herausragende Engagement des leider verstorbenen Heinz Thien. Er hatte mit Akribie das ehemalige Schücking-Museum in Sögel aufgebaut. Mit der Darstellung der Biographie Schückings entfaltete Gepp ein Bild unglaublichen Elans. Ca. 200 Bücher und andere Schriften, sieben Jahre erfolgreicher Journalist und Korrespondent, von Kaiser Wilhelm I. gewürdigter Einsatz für die Fertigstellung des Kölner Doms offenbaren eine Schaffenskraft, die in der Literaturgeschichte stärker hervorgehoben zu werden verdiente.

Nach dem Vortrag enthüllten Heinrich Wellenbrock, das Denkmal. Dabei rückte Wellenbrock, den Schöpfer der Büste, Albert Radke in den Mittelpunkt weiterer Dankesworte. Anschließend traf man einander im Foyer des Rathauses, um bei kleinen Happen und Getränken die Exponate zu studieren und auf sich wirken zu lassen. – Alle waren sich einig, dass diese Ausstellung einem Museum zur Ehre gereichte und ein Besucher-Muss wäre.

B. Eggert, der Vorsitzende des Forums Sögel, gab dem Verfasser den Hinweis, sich mit Heinz Thien vertraut zu machen. In der Tat haben wir es hier mit einem Talent zu tun, das in seiner Vielseitigkeit an Levin Schücking erinnert. Geboren auf dem Hümmling machten seine Reisen durch Europa, nach Nordafrika und China ihn zu einer erfahrenen Persönlichkeit mit weitgesteckten Fähigkeiten und Interessen. Er fiel auf als Maler, Karikaturist, Satiriker, Journalist, Korrespondent, Autor von Büchern über China, Mitarbeiter von China Daily, Aussteller in mehreren Ländern sowie im Emsland. Denn Thien  zog es ins Emsland zurück. Er schuf unter anderem in Sögel das mittlerweile geschlossene Schücking-Museum. Und nun schließt sich der Kreis. B. Eggert und H. Wichmann haben unter großem Einsatz und Ideenreichtum die Exponate des Schücking-Museums in die Ausstellung im Ludmillenhof übertragen.

Text: Uwe  Müller

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