Reichsprogromnacht Gedenkfeier 2010

1. Dezember 2010

 „Die Achtung dem Nächsten gegenüber nicht zu verlieren, Rücksicht aufeinander zu nehmen und gemeinsam an Problemen zu arbeiten und sie zu lösen, unabhängig von Hautfarbe, Religion und Herkunft, das ist die Herausforderung unserer Zeit und unsere gemeinsame Zukunft“, sagte Michael Grünberg in seiner Ansprache während der Gedenkfeier an die Reichspogromnacht im Hinblick auf die für ihn angebrachte Lebenseinstellung in heutiger Zeit.

Heute sei die Demokratie in Deutschland eine Selbstverständlichkeit, so Grünberg. „Wenn ich heute durch die Straßen einer Stadt in Deutschland gehe, fällt es schwer mir vorzustellen, dass auch in dieser Stadt Fenster zerbrochen, Häuser und Geschäfte mit Schmierereien versehen und in Brand gesetzt wurden; dass man Menschen aus ihren Häusern zerrte und dass man sie auf furchtbarste Weise demütigte“. Er machte darauf aufmerksam, dass das Selbstverständnis der Demokratie ein hohes Gut sei. Gerade die freien Entfaltungsmöglichkeiten eines jeden Menschen erfordern – gerade im Hinblick auf die „braune“ Vergangenheit – tagtäglich Fairness, Toleranz, Mitmenschlichkeit und Achtung gegenüber dem Anderen zum Tragen kommen zu lassen.

Die diesjährige Gedenkfeier wurde von der Kolpingsfamilie Sögel-Stavern unter musikalischer Mitwirkung der Kolpingskapelle gestaltet. Zwei Fackeln brannten im Hintergrund des Denkmals am Standort der ehemaligen Synagoge in Sögel. Karl-Heinz Kenning ging auf deren Bedeutung ein: „Feuer und Flamme stehen für Licht, Erleuchtung und Wärme, aber auch für Vernichtung und Tod. Man kann ein Feuer der Begeisterung für die Liebe und das Gute entfachen, wie es Adolph Kolping getan und gelebt hat. Man kann aber auch ein Feuer der Verachtung und des Hasses entfachen und Schüren, wie es ein Adolf Hitler getan hat.“ Er mahnte, aufmerksam und wachsam zu sein, um rechtzeitig das Feuer der Vernichtung austreten zu können. Durch Verlesen der Namen der 71 ermordeten Juden aus Sögel, darunter auch Kinder, wurde der Verlust deutlich gemacht und die Trauer um die Ermordeten in Erinnerung gerufen.

Bürgermeister Heiner Wellenbrock forderte ebenfalls zur Erinnerung auf. „Sie waren unsere Nachbarn!“, machte Wellenbrock die direkte Betroffenheit auch vor Ort bewusst. „Wer sie vergisst, lässt sie ein zweites Mal sterben. Und das darf nicht geschehen.“

Text/Foto: IC

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