„Kreishandwerksmeister Heinz Kauscher liest Lehrlingen die Leviten“, so die Überschrift eines Berichts in der EMS-Zeitung vom 25.Juli 2023. „Wir müssen anfangen, den Lehrlingen die Augen zu öffnen, anstatt ihnen weiter den roten Teppich auszurollen“, so wird Kauscher im Folgenden zitiert.

Der Rundumschlag gegen den arbeitenden Nachwuchs mag seiner persönlichen Wahrnehmung entspringen, kann aber so verallgemeinernd keinesfalls hingenommen werden. Allein die Wortwahl „Lehrlinge“ zeigt doch schon die antiquierte Einstellung.

Es geht im Kern um die oft beschriebene Work-Life-Balance, also um den Zustand, in dem Arbeits- und Privatleben in Verbindung stehen. Das Streben danach sollte doch allen und insbesondere den jungen Menschen zugestanden sein. Nach den einschränkenden Pandemie-Jahren gönnen sich viele Jugendliche eine Auszeit zwischen Schule und weiterer Ausbildung oder Beschäftigung. Nach statistischer Ermittlung betrifft das in Deutschland über eine halbe Million junger Leute, die scheinbar „gar nichts“ tun. Doch sie machen sehr wohl etwas, sie hinterfragen gesellschaftliche Konventionen – z.B eine Arbeitsmentalität, nur weil sie immer schon so war. Sie bringen sich ein mit innovativen Ideen zur Arbeits- und Lebensgestaltung und sollten dabei Unterstützung von allen Seiten erfahren. Profitieren werden letztendlich alle davon und damit dem Fachkräftemangel gegenhalten.

Der Kreishandwerksmeister wäre gut beraten gewesen, neben seiner Kritik nach deren Ursachen zu fragen und Wege zur Abhilfe aufzuzeigen.

Bernd Eggert

Vorsitzender FORUM Sögel e.V.