„Gejagt, geliebt, gefürchtet – Von Menschen und Tieren“

1. November 2025

Ausstellung im Emslandmuseum Schloss Clemenswerth

Sögel. Noch bis zum 14. Dezember zeigt das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth die Ausstellung „Gejagt, geliebt, gefürchtet – Von Menschen und Tieren“. Die Schau spannt einen Bogen von barocker Tierdarstellung bis zur zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Tier – als Partner, Spiegel, Mythos und Opfer des Menschen.

Museumsleiterin Dr. Christiane Kuhlmann betonte bei der Eröffnung: „Diese Ausstellung ist ein echtes Gemeinschaftswerk.“ Künstlerinnen, wissenschaftliche Mitarbeitende, das Museumsteam, Ehrenamtliche und sogar Grundschülerinnen trugen bei – Letztere humorvoll durch das Zählen der Tierdarstellungen. Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung von Robert Boelens und Ulrike Seiling von der Musikschule des Emslandes.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Sammlung des Schlosses: Barocke Gemälde und Skulpturen von Künstlern wie Johann Anton Kappers, Johann Christoph Manskirch und den Gebrüdern Castelli zeigen Tiere als Symbole von Macht und Herrschaft. Jagdtrophäen, dekorative Reliefs und Tierporträts illustrieren die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier im 18. Jahrhundert.

Über 300 Tiere aller Art begegnen den Besuchern – von Hirschen und Wildschweinen über Hunde, Pferde, Wölfe bis hin zu exotischen Tieren wie Löwen und Drachen. „Es ist eine Eremitage der Tiere“, beschreibt Kuhlmann die Vielfalt und zitiert dabei ihren Vorgänger Wagner.

Die Ausstellung fragt auch: Wie betrachten wir Tiere heute? Vierzehn zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler beleuchten das Thema mit Fotografie, Film und Skulptur. Hellen van Meene zeigt in „Dogs and Girls“ Hunde und Mädchen gleichberechtigt nebeneinander. Charlotte Dumas dokumentiert die freilebenden Yonaguni-Ponys auf Japanischen Inseln, während Greta Alfaro in „In Ictu Oculi“ menschliche Maßlosigkeit durch Geier über einem Bankett kritisch reflektiert. Julia Charlotte Richter verknüpft das Rotkäppchen-Märchen mit Wolfsfallen und hinterfragt Angst und Bedrohung im Verhältnis zum Tier.

Regionale Traditionen werden ebenfalls aufgegriffen: Fotografin Anika Börries dokumentiert die Schleppjagd auf Schloss Clemenswerth, ergänzt durch filmische Interviews mit Jagd-Aktiven. Ein besonders eindrucksvolles Highlight ist die monumentale Skulptur „Tarzan“ von Johannes Gramm in der Schlossallee – die größte begehbare Tarzan-Figur der Welt. Sie thematisiert den Mythos des „von Tieren aufgezogenen Menschen“ und lädt zur Reflexion über die menschliche Beziehung zur Natur ein. Der „Tarzan von Clemenswerth“ sorgt auch in den Sozialen Medien für Diskussionen.

Die Ausstellung beeindruckt durch die Spannweite von Barockkunst bis Videokunst, durch die Vielzahl der Tierdarstellungen und die Tiefe der Fragestellungen über Nähe, Distanz, Empathie und Ausbeutung. Weitere Informationen unter www.Clemenswerth.de.

Text/Fotos: Lambert Brand)

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