Nachfahren erkunden frühere Sögeler Heimat der jüdischen Familie Jacobs
1. Juli 2025Empfang im Ludmillenhof
Sögel – Die jüdischen Wurzeln des in England lebenden John Jacobs liegen in Sögel. Fast alle der rund 100 Mitglieder der Familie Jacobs wurden Opfer des NS-Regimes. Sein Vater Albert Jacobs überlebte den Holocaust gesundheitlich schwer angeschlagen. Dennoch fühlt sich der 73-Jährige John eng mit der Hümmlinggemeinde verbunden und verbrachte gemeinsam mit seiner Frau Gill und den Familien der beiden Töchter mehrere Tage in Sögel.
Auf Initiative der früheren Bürgermeisterin Irmgard Welling, die seit Jahren Kontakt zu John Jacobs pflegt, fand im Rathaus Ludmillenhof ein Empfang statt. Samtgemeindebürgermeister Frank Klaß hieß die Familie Jacobs willkommen und freute sich darüber, dass auch nachfolgende Generationen der früheren jüdischen Mitbürger die Verbindung zur Heimat ihrer Vorfahren aufrechterhalten. Besonders wertvoll sei das Zeichen, dass John Jacobs, mittlerweile auch die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen habe.
Im Rahmen einer vorbereiteten Bildschirmpräsentation wurde den Gästen gezeigt, wie in Sögel an das Leben und Schicksal jüdischer Mitbürger erinnert wird. Einen wichtigen Beitrag leisten die inzwischen verlegten Stolpersteine an den früheren Wohnorten jüdischer Familien. Auch der auf Initiative des Forums Sögel gestaltete Lern- und Gedenkort am Marktplatz sowie die Herausgabe der Dokumentation „Jüdisches Leben in Sögel und der Region“ und die begleitende Internetseite bieten umfangreiche Informationen. Die örtlichen Schulen beteiligen sich regelmäßig an Gedenkveranstaltungen.
John Jacobs lobte das Engagement in Sögel ausdrücklich als authentisch und sprach von einem „Wonderful Job“.
Irmgard Welling erinnerte an eine besonders eindrucksvolle Gedenkveranstaltung im Jahre 2021 mit rund 400 Teilnehmenden, bei der John Jacobs über das Schicksal der jüdischen Familien berichtet hatte. Die meisten der rund 100 in Sögel lebenden Juden kamen im Holocaust in den Lagern von Riga, Treblinka, Theresienstadt und Auschwitz ums Leben. Jacobs direkten Vorfahren wohnten seinerzeit in der Straße „Am Pohlkamp 12“, wo heute Stolpersteine an die ermordeten Familienmitglieder erinnern.
Während ihres mehrtägigen Aufenthaltes erkundete die Familie Jacobs den Hümmling und insbesondere das Schloss Clemenswerth.
Text/Fotos: Lambert Brand


Irmgard Welling (li.) hatte die Initiative zum Empfang ergriffen.
