Südamerikanische Pflegerinnen hospitierten im Hümmling-Hospital

1. März 2025

Als Mennonitinnen mit deutschen Wurzeln sprechen sie Hochdeutsch und Platt

Sögel – Daisy Dueck und Helene Schlamp, zwei junge Krankenpflegerinnen aus Paraguay und Bolivien, hospitierten drei Wochen im Hümmling-Hospital in Sögel. Beide haben kürzlich ihre Abschlussprüfung im Krankenhaus von Coma Plata (Region Chaco, Paraguay) abgelegt und nutzten das Angebot Gebrauch, die Pflege in einem deutschen Krankenhaus kennenzulernen. Sprachliche Barrieren gab es keine, da beide neben Spanisch sowohl Hochdeutsch als auch Plattdeutsch fließend beherrschen.

Daisy Dueck konnte ihre Ausbildung „heimatnah“ in der paraguayischen Region Chaco absolvieren. Helene Schlamp hingegen stammt aus einer mennonitischen Kolonie in Bolivien und zog zur Ausbildung nach Paraguay. Dort profitierte auch sie von der engen Zusammenarbeit zwischen den mennonitischen Gemeinden und den Krankenhäusern, die über gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen verfügen.

Die Mennoniten gehören einer Glaubensrichtung an, die mit der Freikirche zu vergleichen ist. Ihre Präsenz in Paraguay geht auf die frühen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zurück. Die ersten Mennoniten kamen in den 1920er Jahren nach Paraguay. Viele von ihnen kamen ursprünglich aus Russland, wohin sie aus den Niederlanden und aus Norddeutschland geflüchtet waren, um der religiösen Verfolgung zu entgehen. Aus politischen und religiösen Gründen zogen sie weiter nach Südamerika. Später kam es auch noch zu Einwanderungen aus Kanada, da die deutsche und plattdeutsche Sprache hier nicht erwünscht war.

Während die Vorfahren von Daisy Dueck ihren Ursprung im norddeutschen Friesland haben und das dortige „Platt“ weiter gepflegt und vererbt haben, waren die Vorfahren von Helene Schlamp in Österreich angesiedelt. „Wir haben hier im Hümmling-Hospital sehr viel gesehen und gelernt. Die Kolleginnen und Kollegen waren alle sehr freundlich und hilfsbereit“, betonten Helene Schlamp und Daisy Dueck im Gespräch.

Während der drei Wochen durchliefen sie die Zentrale Notaufnahme (ZNA) sowie die Kardiologie. Der Rettungsdienst sei in Paraguay anders organisiert und verfüge nicht über Rettungsflugzeuge. Mit den Patienten kamen beide gut zurecht, auch dank ihrer Sprachkenntnisse und der vergleichbaren Ausbildung.

Dank guter Kontakte lernten sie den Hümmling kennen und besuchten ein plattdeutsches Theaterstück in Lahn, dem sie gut folgen konnten, sammelten mit der Werpeloher Jugend die ausgedienten Weihnachtsbäume ein und lernten das Schloss Clemenswerth und das Museumsdorf Cloppenburg, die Pflegeschule Papenburg und das Theikenmeer kennen. Gewöhnen konnten sich beide nicht an die Kälte. In ihrem Heimatländern herrschen manchmal Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius.

Wie kam es nun zu der Hospitation, die sich vielleicht auch zu einem gegenseitigen Austausch entwickelt? Wie die Leiterin des Pflege- und Patientenmanagement, Astrid Schweer, berichtete, reiste sie mit einer Delegation des Wirtschaftsverbandes Emsland zu den Mennoniten-Kolonien in Paraguay88. Im Rahmen des Projektes „Perspektive Emsland“ des Wirtschaftsverbands sollten junge Menschen aus Paraguay für eine Ausbildung und Tätigkeit im Emsland gewonnen werden.

In Zukunft wollen Daisy Dueck und Helene Schlamp zurück in ihre Heimat und weiter als Krankenpflegerin zu arbeiten. Helene wird ein begleitendes Bachelorstudium aufnehmen, das in Bolivien für die weitere Berufsausübung bedeutsam ist. 

Text/Fotos: Lambert Brand

Die Leiterin des Pflege- und Patientenmanagement, Astrid Schweer (links) und die Pflegeinnen
Helene Schlamp und Daisy Dueck (rechts).
 
Die Zusammenarbeit beim simulierten Notfall:  Konstantin Lazarus, Lukas Achsinick,
Helene Schlamp, Praktikant Lennart Jansen und Daisy Dueck
 

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