Sögel erinnert an ermordeten Gewerkschafter Fritz Husemann

24. Juni 2018

Sögel – Der Rat der Gemeinde Sögel hat einer neuen Straße im rückwärtigen Bereich des Hümmling-Krankenhauses den Namen „Fritz-Husemann-Straße“ gegeben.

Friedrich Ernst (Fritz) Husemann wurde 1873 in Leopoldstal im Lipperland geboren. Er war Gewerkschafter, Vorsitzender des Verbandes der Bergbauindustrie in Deutschland von 1919 bis 1933, Mitglied des Preußischen Landtags und von 1924 bis 1933 SPD-Reichstagsabgeordneter. Husemann war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, wurde Steinmetz, dann Maurer. Er engagierte sich als Gewerkschafter, wurde 1919 Stadtverordneter in Bochum. Ein Jahr später wurde er Vorsitzender und Vorstandsmitglied der Bergarbeiter-Internationale.

Fritz Husemann wurde im März 1933 durch die SA vorübergehend verhaftet und wenig später nach der Besetzung des Hauses des Bergarbeiterverbands in Bochum fristlos entlassen. Nach mehrfacher Inhaftierung und Verhören riet ihm der amerikanische Bergarbeiterverband zur Emigration, doch Husemann lehnte ab. Er hielt auch die seinerzeit als illegal eingestuften Gewerkschaftsverbindungen aufrecht und vertrat in Prozessen entlassene Angestellte des Bergarbeiterverbands.

Als Husemann im März 1935 die Deutsche Arbeitsfront auf Entschädigungszahlungen verklagte, machten die Nationalsozialisten ernst. Fritz Husemann wurde erneut inhaftiert und am 13. April 1935 in das KZ Esterwegen überführt. Bereits einen Tag nach seiner Einlieferung wurde er von der KZ-Mannschaft bei einem angeblichen Fluchtversuch in den Bauch geschossen. Er starb am 15. April 1935 im Kreiskrankenhaus Sögel. Als Todesursache wurde seinerzeit offiziell eine „Bauchfellentzündung“ vermerkt.

An der Einäscherungsfeier in Dortmund und der Beisetzung in Bochum Ende April 1935 nahmen trotz Nazi-Kontrollen über 1.000 Menschen teil. Sie war eine beeindruckende Kundgebung für die persönliche Popularität Husemanns, aber auch für den Zusammenhalt der Bergarbeiterbewegung.

Nach Fritz Husemann ist ein zentraler Platz in der Innenstadt von Bochum sowie je eine Hauptstraße in Gelsenkirchen und Witten benannt. Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Husemann.

Auch in Sögel wird nun durch die Benennung der Stichstraße am Krankenhaus an Husemann erinnert.

Foto/Text: Gemeinde Sögel

 

 

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