Benin – Bronzen und Voodoo

1. Februar 2017

Der westafrikanische Staat Benin hieß früher Dahomey. Er nennt sich seit den 1970er Jahren Benin nach dem gleichnamigen Königreich. Dieses erstreckte sich vom 13. bis Ende des 19. Jahrhundert zwar hauptsächlich im heutigen Nigeria, aber sein Ruhm sollte ebenso identitätsbildend für einen jungen Staat sein, wie Ghana oder Mali. Diese Reiche lagen auch nur ungefähr dort, wo sich heute die modernen Staaten befinden. Das alte wie das jetzige Benin ist Ursprung des Voodoo sowie mittelalterlicher und neuzeitlicher Bronzeskulpturen (einige auch aus Messing). Die Bronzen sind berühmt wegen ihrer hohen, teils heute noch nicht erreichten Kunstfertigkeit.

Überquert man von Burkina Faso kommend die Grenze nach Benin, so durchfährt man zunächst den Pendjari-Nationalpark und dann das Atakora-Gebirge. Auf die ersten Siedlungen stößt man im Gebiet der Somba, in Togo Tamberma genannt. Die Somba zeichnen sich durch große baumeisterliche Fertigkeiten aus. Ihre Dörfer setzen sich aus lauter freistehenden „Einfamilienhäusern“ in der Savanne zusammen. Sie entpuppen sich als kleine festgefügte Burgen.

Der Weg führt weiter durch kulturell ursprüngliches Afrika. Es begegnen einem immer wieder halbnomadische Fulbe, auch Fulani oder Peul genannt, ein in ganz Westafrika verbreitetes Hirtenvolk mit großen Rinderherden.  Ein modriger, geruchsintensiver Platz im Busch ist so etwas wie ein Wallfahrtsort. Zu ihm kommen Pilger aus weiter Ferne, um an einem Fetisch Hühner, Ziegen und alles Mögliche zu opfern. Ungewöhnlich wirkt der „Palast“ des Königs von Abomey. Um einen Hof gruppieren sich einige Lehmbauten mit Wellblechdach. In einem soll einer der Könige 4000 Ehefrauen gehalten haben. Unklar ist, wie sie da hinein passten. Ein weiteres Gebäude ist angeblich aus Lehm und Blut erbaut. Dem Geruch nach ist das glaubhaft. Den nächsten „König“ erreicht man nach langem Fußmarsch durch glühend heiße Savanne. Er herrscht über ein Dorf von ca. 180 Einwohnern und gibt dem Unterzeichner huldvollst  in einer runden Lehmhütte eine Audienz. Der Weg zu diesem Dorf ist holprig, aber bequemer als die Wege im Dorf. Es bleibt unklar, wie die älteren Menschen sich in diesem wie in anderen Dörfern bewegen können. Im einen Dorf empfängt ein Pfeife rauchender Fetischeur im Lendenschurz aus Ziegenfell mit entrückter Schweigsamkeit, im nächsten Dorf muss die Schmiede außerhalb liegen, da Schmiede schwarze Magie beherrschen. In einem weiteren Dorf wurden geheimnisvolle Zeichen auf den Boden gestreut, damit der Besucher vor der magischen Kraft des Voodoo bei ekstatischen Trancetänzen einiger Bewohner geschützt ist. Ein Heiler stellt einige Fetische in Form von Holzpuppen vor. Wie alle Geister wollen sie rauchen und erhalten brennende Zigaretten. Einige andere Fetische (große Holzpuppen) liegen in einer Hütte, da sie heute keine Lust haben, ins Freie zu kommen. In einem weiteren Dorf werden körpergroße Tanzmasken aus Gras vorgeführt. Sie dürfen nur von einer Gilde eingeweihter Männer bewegt werden, die ihre Kraft bändigen können. Vorm Betreten des Dorfes wird der Dorfgeist, eine Tanzmaske aus Gras, gefragt, ob der Fremde willkommen ist und das Dorf gefahrlos betreten kann.

Der letzte Höhepunkt erstreckt sich durch eine große Lagune an der Küste. Ganvié ist ein Ort von ca. 25000 Einwohnern. Alles spielt sich in Hütten auf Stelzen im Wasser ab. Von Haus zu Haus kommt man nur  paddelnd mit Einbäumen. Mit ihnen werden Waren transportiert, Kinder zur Schule gebracht – gelegentlich auch auf zusammengebundenen Kanistern -, es wird gefischt, gekauft, verkauft und gefeilscht. Kurz: Fast das gesamte Leben spielt sich auf dem Wasser ab.

Westafrika bietet nicht den großen Tierreichtum von Ost- und Südafrika, dafür jedoch ein pralles Leben und Einblicke in faszinierende Kulturen sowie Mythen.

Mit dem nächsten Länderartikel erleben Sie, liebe Leser, einen völligen Kontrast. Das Land steht für Gletscher und Sauerteig.

Text/Bild: UM

    

    

    

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