Mehr als Spätzle und Halbe – Was mir aus Tübingen bleibt

1. Mai 2012

Nach einem Jahr in der schwäbischen Universitätsstadt bin ich in das Zentrum des Münsterlandes, die Fahrradstadt Münster, gezogen. An dieser Stelle bietet sich nun eine gute Gelegenheit, ein Fazit dieser Zeit zu ziehen.

Sicher wird mir vieles in Erinnerung bleiben, wovon ich womöglich den Rest meines Lebens zehren werde. Die Begegnungen mit all den interessanten Persönlichkeiten haben mir neue Einsichten ermöglicht. Die zunächst fremde Mentalität und Sprache werden mir wahrlich nicht aus den Sinnen gehen: Der schwäbische Dialekt bleibt im Ohr, der Duft von hausgemachten Maultaschen in der Nase. Und nicht zuletzt die Selbstständigkeit im Alltag und bei wichtigen Entscheidungen sind Errungenschaften dieses „Auswärtsjahres“ – um einen meiner Professoren zu zitieren.

Hier lässt sich mit einer der zentralen Fragen anknüpfen, die mich während der Zeit in Tübingen beschäftigte. Immer wieder konfrontierte ich mich mit meinem Verhältnis zur Heimat, die für mich in erster Linie Familie und gute Freundschaften bedeutet. Romantisiert man im Vorfeld noch das weltläufige, kosmopolitische Leben als Student  fernab der Heimat, so steht man in der Realität langfristig vor der Entscheidung, ob das alte Leben gegen ein neues getauscht werden soll. Auch in Zeiten sozialer Netzwerke und Handy-Flatrates leben Beziehungen von gemeinsamen Momenten, die man nicht nur als Online-Status teilt.

Nach einigem Überlegen kam ich so zu dem Entschluss, dass meine Familie und langjährige Freundschaften wichtige Bestandteile meiner Persönlichkeit sind. Und deshalb ist der Umzug nach Münster zwar ein Schritt zurück, was die Nähe zur Heimat angeht – aber in vielerlei Hinsicht eben vielmehr noch ein Schritt nach vorn.

Text: Josef Becker, Münster

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