Zur Zukunft der Erinnerung

27. Januar – Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus–heute vor 76 Jahren der Tag der Befreiung des KZ- und Vernichtungslagers Auschwitz im Jahr 1945 durch die Rote Armee.

Ein solcher Gedenktag sollte auch Anlass sein, um generelleFragen zu stellen und nachzudenken über dieZukunft der Erinnerung.

Wesentliche Gründe dafür sind:

– derAbschied von der Zeitzeugengeneration,

– der zuwanderungsbedingte Wandel in der Gesellschaftsstruktur sowie

– ein verändertes Informationsverhalten durch mediale Vielfalt und Nutzung virtueller

  Quellen.

Wie also künftig erinnern? Welchem Zweck kann das historische Erinnern an die Verbrechen der Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts dienen? Was ist daraus zu lernen für eine universale Menschenrechtserziehung? Es gilt,zukunftsweisende Antworten zu finden, die über den Ansatz der klassischen historisch-politischen Bildung hinausgehen. Das Bekenntnis zum „Nie wieder“, Dokumentation der Verbrechen und würdiges Totengedenken für sich gesehen, reichen heute nicht mehr aus auf dem Weg zu einer gefestigten demokratischen Zivilgesellschaft.Aufklärung und historisches Verstehen sollen Persönlichkeiten bilden, die sich gegenüber Antisemitismus, Rassismus und Gewalt widerständig verhalten können. Das Entwickelnund Festigen von Demokratiefähigkeit und  Zivilcourage sind die erklärten Erziehungsziele. Aktuelle Ereignisse und Forschungsergebnisse weisen deutlich auf die Notwendigkeit einer zukunftsorientierten Erinnerungsarbeit hin.Nach dem Fazit einer Studie im Auftrag der Bundesregierungbesitzen 20 Prozent der Bevölkerung eine „latent antisemitische Einstellung“. EinerUntersuchung der Friedrich Ebert Stiftungzufolge, verfügen 9 Prozent der Bundesbürger über ein „geschlossen rechtsextremes Weltbild“.Es stellt sich also die Frage, wie man solchen Entwicklungeneffektiv und nachhaltig entgegenwirken kann? Zunächst ist festzuhalten, dass alle Bildungsinstitutionen, alle Erziehungwahrnehmenden  Personenaufgerufen und gefordert sind, sich des Themas anzunehmen. Gegen das Wegschauen, gegen das Mitläufertum, gegen rassistisch und fremdenfeindlich geprägte Stammtischparolen und für ein aktives Einstehen für Demokratie und Menschenrechte sind Aufforderungen an jeden von uns. Bewährte Möglichkeiten für eine Interesse weckende Erinnerungsarbeiteröffnet die Darstellung lokaler bzw. regionaler Geschichte. Mit Abschied von der Zeitzeugengeneration sind neue Wege zu finden für eine projektorientierte und aktivierende Erinnerungsarbeit. Die Lebensgeschichte der Zeitzeugen muss digital verarbeitet und erhalten bleibenDenkzeichen, wie die „Stolpersteine“, Gedenkstätten und Ausstellungen bereichern die örtliche Erinnerungslandschaft und können sinnvoll in die Projektarbeit eingebunden werden. Beispielhaft ist das Projekt „Sie waren unsere [jüdischen] Nachbarn“ anzuführen. Mit der historischen Aufarbeitung und Vermittlung in der Geschichts- und Zukunftswerkstatt will der Verein FORUM Sögel e.V. seinen Beitrag leisten zu einer zukunftsorientierten Erinnerungskultur.

Text: Bernd EggertVors.

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