Vom Tippen mit Durchschlag zum elektronischen Postfach

4. Februar 2018

Sögel – Während vor über 40 Jahren Kaufverträge und Urkunden noch mit mechanischen Schreibmaschinen und mit mehrfachen Durchschlägen geschrieben wurden, ist heute der Büroalltag in der Kanzlei eines Rechtsanwalts und Notars ohne Computerunterstützung gar nicht mehr denkbar. Wurden früher Schriftsätze persönlich oder per Post zum Gericht transportiert, wird heute vieles per Fax, Mail oder neuerdings über das elektronische Postfach digital weitergeleitet. Mussten die Notarfachangestellten sich früher zum Zwecke der Einsichtnahme in die Grundbücher zum Amtsgericht nach Meppen begeben und den Grundbuchinhalt handschriftlich abschreiben, genügen heute wenige Anschläge auf der Computertastatur um den Grundbuchauszug sekundenschnell abzurufen.

Diese rasante Entwicklung war auch Gesprächsthema bei einer Feier in der Rechtsanwalts- und Notarkanzlei von Michael Langen in Sögel. Anlass war die Verabschiedung von Anneliese Hebler, die fast 45 Jahre, zunächst drei Jahre als Lehrling und später als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte (anfangs auch Reno-Gehilfin genannt), tätig war. Zeitzeugen war nicht nur Anneliese Hebler (geborene Schepers), sondern auch ihre früheren „Chefs“, die Rechtsanwälte und Notare a.D. Hermann Beimesche und Franz Tieke.

Es entwickelte sich schnell ein munteres Gespräch, in dem interessante Informationen „aus der guten alten Zeit“ bekannt wurden. Sämtliche Verträge, Urkunden und sonstiger Schriftverkehr wurden mit der mechanischen oder später mit der elektrischen Schreibmaschine geschrieben. Dabei wurden in der Regel mehrere Durchschläge mit dem sogenannten Kohlepapier angefertigt. Erstreckt sich heute zum Beispiel ein Grundstückskaufvertrag über mehrere Seiten, kam man früher mit einem beidseitig beschriebenen Blatt Papier als Vertrag aus. Vervielfältigungen erstellte man mit sogenannten Matrizen und später mit Nasskopierern. Vertragsformulierungen wurden beispielsweise in den Stenoblock der Mitarbeiterinnen oder auch in Aufnahmegeräte diktiert.

Sitz des Büros Beimesche und Tieke war viele Jahre die Schlaunallee. Man residierte lange Zeit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Amtsgericht Sögel, das bis 1974 bestand und dessen Aufgaben dann im Rahmen der Justizreform vom Amtsgericht in Meppen übernommen wurden.

Monatliche Sprechstunden in den Hümmlinggemeinden Lorup, Esterwegen, Gehlenberg, Holte und Werlte gehörten ebenfalls zu den regelmäßigen Tätigkeiten. Die Mandanten oder die Kaufvertragsparteien kamen dann in die örtlichen Gasthäuser zu den Terminen der Rechtsanwälte und Notare, die in der Regel in Begleitung von Anneliese Hebler unterwegs waren.

Im Jahre 2002 wechselte Anneliese Hebler zum Büro des Rechtsanwaltes und späteren Notars Michael Langen, das seinerzeit in der Wahner Straße untergebracht war. Das Büro befindet sich seit einigen Jahren Am Markt 19 in Sögel.

Während der Abschiedsfeier bescheinigten Hermann Beimesche und Franz Tieke Anneliese Hebler ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Sie habe sich ausgezeichnet durch sehr gute Kenntnisse vor allem im Notariatswesen. Michael Langen schloss sich den lobenden Worten an und betonte, dass er Anneliese Hebler nur ungern gehen lasse. Zum Dank für ihre jahrelange hervorragende Tätigkeit überreichte er ihr unter dem Beifall der Mitarbeiterinnen und Gäste einen Blumenstrauß und ein Präsent.

Text/Foto: Büro Langen

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