USA – die Ostküste

4. Februar 2018

Verlässt man New York nach Süden, hat man in New Jersey bald Princeton erreicht. Der hübsche Ort beherbergt eine weitere der Efeu-Universitäten. Ihre von der Kletterpflanze bewachsenen historisierenden Gebäude strahlen Ruhe und Gemütlichkeit aus. Sie lassen nicht vermuten, dass es sich um eine der besten Forschungs- und Lehrstätten der USA handelt. Von hier aus ist es für amerikanische Verhältnisse nicht allzu weit bis Philadelphia in Pennsylvania. In der Stadt wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung ausgearbeitet und die Verfassung verkündet. Die Liberty Bell (Freiheitsglocke) ist in einem eigenen Pavillon ausgestellt. Sie wurde zur Verkündung der Unabhängigkeitserklärung 1776 geläutet. Irgendwann bekam sie einen großen Sprung. Sie ist dennoch amerikanisches Nationalheiligtum. Als zweitgrößte Stadt der Ostküste weist Philadelphia breite Alleen, viele moderne Hochhäuser, Gebäude im Stil des Historismus, aber auch Straßenzüge auf, die sich seit der Kolonialzeit erhalten haben.

Weiter südlich folgt Washington D. C., die Hauptstadt der USA. Viele der klassizistischen Bauten wirken vertraut als Hintergrund von politischen Berichterstattungen. Es erstaunt, wie dicht man sich diesen Machtzentren nähern kann. Das Weiße Haus darf man durch den Zaun fotografieren. Vor dem Kapitol schlendert man, ohne von Sicherheitsposten befragt zu werden. Jefferson- und Lincolnmemorial laden ebenso zum Besuch ein wie die vielen kostenlosen Museen. Für uns Deutsche, denen im Gefolge der Umerziehung nach dem Zweiten Weltkrieg militärisches Gedenken abgewöhnt wurde, wirkt der amerikanische Heldenkult befremdlich. In weitläufigen Arealen wird der Helden und Schlachten des Pazifiks und Atlantiks während des Zweiten Weltkriegs gedacht. Hinter einigen der Heroen kommt auch Menschliches zum Vorschein. Die Marines stellen eine amerikanische Fahne auf. Bei genauer Betrachtung fragt man sich, ob ein Sieg gefeiert wird, ob Trotz eine Rolle spielt oder ob sich Soldaten Schutz suchend hinter der Fahne verstecken. Das Denkmal für die Soldaten des Vietnamkriegs hat nichts mehr mit Siegerposen zu tun. Es zeigt drei abgekämpfte, ratlose GIs. Mit schlichter und zugleich großer Würde beeindruckt der Heldenfriedhof von Arlington. Auf ihm wurden JF Kennedy und einige  Familienmitglieder beigesetzt. –

Richmond, die Hauptstadt Virginias, bildete auch die Hauptstadt der Konföderierten (Süd-)Staaten im amerikanischen Bürgerkrieg (1861 – 1865), war heiß umkämpft und am Ende des Kriegs stark zerstört. Einige Gebäude haben den Bürgerkrieg überdauert. Ein vermutlich 1737 erbautes Haus beinhaltet das Edgar- Allan- Poe- Museum. Einige weitere Gebäude dürften sog. Antebellum -Häuser sein (wörtl. vor dem Krieg, hier Bürgerkrieg). Frühere US-Geschichte liegt nicht weit entfernt. Jamestown mit dem Gründungsjahr 1607 ist die älteste länger bewohnte englische Siedlung. Sie bildete den Regierungssitz von Virginia bis 1699. Er wurde dann nach Williamsburg verlegt. Jamestown ist heute lebendig gestaltet als Museumsdorf mit Palisaden, Fort, Fachwerkhäusern und nachgebauten Segelschiffen aus damaliger Zeit, die am Pier dümpeln. Teile der Kleinstadt Williamsburg stehen als Colonial Williamsburg unter Denkmalschutz.

Durch  North Carolina fährt man nach South Carolina. Die Stadt Charleston gilt als eins der Architekturjuwele im amerikanisch-klassizistischen Antebellum -Stil. Schlendert man durch den Ort, so erwartet man hinter der nächsten Ecke eine Figur aus „Vom Winde verweht“. Vor Charleston erhebt sich auf einer Meeresinsel das Fort Sumter. Hier begann der amerikanische Bürgerkrieg, als am 12. 4. 1861 die Konföderierten  das von Truppen des Nordens gehaltene Fort beschossen. – Der tiefe Süden setzt sich mit Georgia fort. Der Unterzeichner dachte dort nicht nur an „Georgia on my mind“ von Ray Charles, sondern an Stefan Georges (!) Gedicht „Komm in den totgesagten Park und schau.“ Einige Plantagen und Parks in Georgia mit subtropischem Bewuchs, Seen, von Schilf gesäumten Ufern, Bäumen mit herab wuchernden Spanischen Bärten – ein Bromeliengewächs, das Flechten ähnelt –  dazwischen verträumte Statuen. Die hohe Luftfeuchtigkeit bedeckt alles mit einem weich zeichnenden Schleier. Ohne viel Phantasie stellt man sich die vielen Alligatoren als märchenhafte Drachen vor. – In der Stadt Savannah wiederholt sich der Eindruck einer Filmkulisse für „Vom Winde verweht“.  Die Stadt ist jedoch real und gefällt mit liebevoll gepflegten alten Häusern, Spanischen Bärte in Baumalleen, Raddampfern in der Flussmündung und Lagerhallen aus früherer Zeit.

Im an Georgia südlich angrenzenden Florida trifft man zunächst auf eine nachgestellte Siedlung früher Indianer sowie ein Fort französischer Siedler aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden von den Spaniern kurzerhand umgebracht. In ganz Florida finden sich Spuren der im 16. Jahrhundert beginnenden spanischen Kolonialzeit. Zeitweise wurde das Land britisch, blieb aber überwiegend spanisch, bis es 1821 an die USA fiel. Die spanische Gründung St. Augustine 1565 ist die älteste ständig von Europäern bewohnte Stadt Nordamerikas. Ihre Festung San Marco aus dem 17. Jahrhundert hielt allen Belagerungen stand. – Neben vielen Vergnügungsparks ist eine Hauptattraktion Floridas das Kennedy- Raumfahrtzentrum in Cape Canaveral. Über die Schönheit des hoch gerühmten Miami kann man sich streiten. Die bis an die Südspitze Floridas reichenden Everglades mit Sümpfen voller Alligatoren und anderem Wild sollte man sich aber nicht entgehen lassen.

Der nächste Artikel befasst sich mit drei weiteren Ländern an Amerikas Ostküste, aber südlicher.

Text/Foto: : UM

 

 

 

 

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