Schöner Wilder Westen

14. Mai 2017

Denkt man an den Wilden Westen der USA, so verbindet man damit Pulverdampf, Indianerkämpfe, Billy the Kid oder John Wayne. Die Schönheiten dieser riesigen Region bleiben allenfalls als Hintergrund für  Verfolgungsjagden und wüste Schießereien in Erinnerung. Der Wilde Westen ist geographisch unklar umrissen: westlich des Mississippi von Wyoming bis zur mexikanischen Grenze, wobei Staaten wie Idaho, Oregon und Washington üblicherweise nicht zum Wilden Westen gezählt werden. (Vielleicht hat es dort nicht so viel Mord und Totschlag gegeben.)

Alle faszinierenden Landschaften dieses Gebiets zu würdigen, könnte Bücher füllen. Dennoch soll versucht werden, hier wenigstens einige der kaum fassbaren Sehenswürdigkeiten vorzustellen. Wyoming beginnt mit dem Yellowstone Nationalpark: der zuverlässig ca. jede Stunde hoch aufschießende Geysir Old Faithful, die in allen Farben leuchtenden und sprudelnden vulkanischen Tümpel, weiße Kalksinterterrassen, Wasserfälle, der Canyon des Yellowstone Rivers und nicht zu vergessen die großen Wildbestände einschließlich Bisons. Weiter südlich in Utah nahe dem Canyonlands Nationalpark mit grandiosen Ausblicken spannen sich in wüstenhaften gelb-roten Bergen im Arches Nationalpark Hunderte von Steinbögen in den blauen Himmel. Um sie herum erheben sich skurrile, von der Natur geschaffene Steinskulpturen und Felsen, die aussehen, als habe ein Riese mit Knetmasse gespielt. Ein Stück weiter auf dem Colorado Plateau, das in der Größe fast ganz Deutschland entspricht, hat die Verwitterung ein ganzes Tal voller Kunstwerke geschaffen, den Bryce Canyon. Hunderte, wenn nicht Tausende von erodierten Felsnadeln lassen den Betrachter schaudern bei dem Gedanken, sich hier zu verlaufen. Westlich durchzieht die Klamm des Antilope Canyons die Wüstenberge. Verlaufen kann man sich hier nicht, aber eine Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen) sollte man nicht haben. Die steilen Felswände rücken so nahe zusammen, dass zwei Mensch gerade aneinander vorbei gehen können. Dabei wurden die Wände vom strömenden Wasser so ausgewaschen, dass man meint, durch eine Schüssel voller rot und gelb geäderten Kuchenteigs zu marschieren.

Weiter westlich durchquert man das Tal des Todes, eine unsäglich heiße Sand-, Stein und Boraxwüste. Der nächste Nationalpark Kaliforniens, der Yosemite Park, mutet in seinem Kontrast hierzu an wie eine Fata Morgana. Zwischen den hohen Bergen und gewaltigen Felsen wächst dichter Wald. Überall fließt Wasser und bildet rauschende Fälle.

Zurück in den Four Corner States Utah, Colorado, Arizona und Neumexiko empfangen einen wieder Wüste,   Trockenheit, spärliche Vegetation und Schluchten über Schluchten. Eine der tiefsten ist die des Black Canyons of the Gunnison (River). Die Painted Desert bringt mit buntem Gestein, wie der Name schon ausdrückt, Farbe in die Wüste. Nahebei fasziniert der Petrified Forest mit seinen vor Urzeiten versteinerten Bäumen. Der breite Canyon de Chelly mit malerischen Felsformation und grünem Talgrund ist bereits atemberaubend, wenn man in ihn hineinsieht, ohne hinab und wieder hinaufzusteigen.

Nicht fehlen beim Besuch des Colorado Plateaus darf das Monument Valley, eine beliebte Westernfilmkulisse. Es ist mehr als ein Valley (Tal), sondern eine von Bergwänden flankierte Ebene, die von malerischen Felssäulen durchsetzt wird. Einige sind hoch und schmal, andere haben einen erheblichen Umfang. Wieder andere weisen Höhlen und Löcher zum Himmel auf. Alles ist eingebettet in rötlichen Wüstenstaub. Bei einem Flug über das Tal und angrenzende überflutete Felstäler weiß man vor lauter Ehrfurcht nicht, wohin man zuerst den Blick wenden soll. Die tiefste Ergriffenheit fasst einen am Rande des Grand Canyon. Selbst lärmende Touristen verfallen in staunendes Schweigen. Unten fließt ganz klein in über einem Kilometer Tiefe der Colorado. Der gegenüber liegende Rand erstreckt sich in mehr als 1000 m Entfernung. Die Wände spiegeln Milliarden Jahre der Erdgeschichte wider. – Ob der Anblick des Grand Canyons wirklich das Leben ändert, wie einige Amerikaner behaupten, sei dahin gestellt. Tatsache ist jedoch, dass man sich völlig unbedeutend und zugleich privilegiert fühlt während einer Wanderung entlang  dieses Wunders der Schöpfung.

Mit dem nächsten Artikel werden Sie, liebe Leser, zurück über den Atlantik in ein Land entführt, das nach Garnelen benannt wurde.

Text/Bild: UM

    

    

    

    

  

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