Alaska – Bären, Elche, Gletscher und Sauerteig

3. März 2017

Der größte Bundesstaat der USA wird auch letzte Grenze genannt, da man dort noch viel unberührte Natur erobern, besser erfahren und ein Mann zeigen kann, dass er ein Mann ist – ein Teil des amerikanischen Mythos. Dieser Mythos wird u. a. dadurch gepflegt, dass man stolz ist, wenn man ein „Sourdough“ (Sauerteig) ist. Das bedeutet, dass die Vorfahren als Trapper, Goldsucher oder sonstige Abenteurer ins Land zogen. Die meisten trugen ein Stück Sauerteig am Körper, um ihr Brot zu backen. (Die heutigen Sourdoughs sehen immer noch ziemlich ursprünglich aus.) –

Alaska verfügt zwar nur über wenige Straßen, man reist jedoch mit Schiff, Kleinflugzeug oder unförmigen Geländewagen wesentlich bequemer als die Sourdoughs. Skagway, eins der Einfallstore an der Küste ins Innere Alaskas, erreicht man mit einer malerischen Eisenbahn von Kanada aus. Sie führt an Schneefeldern, Gletschern und atemberaubenden Schluchten vorbei in den Küstenort. Er ist ein auf Touristen eingestelltes Wildwestkaff. Dahinter erstrecken sich Hunderte von Kilometern Wildnis. Hier deckten sich zum Ende des 19. Jahrhunderts Goldsucher mit ca. 1 t Material und Proviant ein, die sie über den kanadischen Chilkootpass schleppen mussten, um Klondike in Alaska zu erreichen.

Da viele der Goldsucher recht unbedarft waren, wurden sie in Skagway nach Strich und Faden betrogen. Z. B wurden ihnen Erdhörnchen verkauft, die angeblich darauf dressiert waren, Gold unter der Erde zu finden. – Der Friedhof legt Zeugnis ab vom Kampf der Polizei gegen Ganoven.

Ist man im Land unterwegs, erstaunt im Sommer das üppige Grün. Natürlich hält man überall Ausschau nach Bären. Die Schwarzbären führen Junge und sind deshalb so vorsichtig, dass sie in der Wildnis nur in einiger Ferne auftauchen. Allerdings trotten Schwarzbären auch durchs Zentrum der Hauptstadt Juneau und durch andere Orte. Ein Grizzly plantscht nahebei unvermutet durch einen Fluss und lässt sich auch durch Angler in ca. 30 m Entfernung nicht stören. Elche bevorzugen einige Distanz zum Menschen. Das ist gut so. Denn Elche und die riesigen Wapitihirsche (im Englischen: Elk) töten mehr Menschen als die Bären. –

Lange Schiffstouren durch tiefe Fjorde eröffnen hinter jeder Biegung grandiose Ausblicke auf hohe Felsmassive bedeckt mit Wald, unterbrochen von Schneefeldern, Robbenkolonien und Gletscherzungen. Jetzt im Sommer kalben die Gletscher beständig ins Meer und bedecken die Fjorde mit Eisschollen und kleinen Eisbergen. Mit etwas Glück sieht man prustende und springende Wale. – Diese erhabene Natur ruht in sich selbst.

Der Mensch hat einige Spuren im Land hinterlassen, konnte es aber nur ankratzen.

Anchorage ist eine Großstadt. Die Einwohner haben aber den Kontakt zur und die Ehrfurcht vor der Natur anscheinend nicht verloren, wie die vielen Blumen und Parks zeigen.  Wildnis beginnt ohnehin an der Stadtgrenze. Hier beginnt im Winter das über 1800 km lange Iditarod Schlittenhunderennen. Oft wird der Start ins Landesinnere verschoben wegen der besseren Schneeverhältnisse. Unter anderem in Wasilla werden Schlittenhunde (Snowdogs) gezüchtet und in einem Museum ein regelrechter Kult um die Rennen sowie ihre Sieger getrieben. (Das Rennen hat seinen Ursprung in einem Schlittentransport von Diphteriemedikamenten in den 1920er Jahren von Anchorage ins weit entfernte Nome.)

Fjorde, Gletscher und unberührte Wildnis sind bereits eine Reise nach Alaska wert. Den Höhepunkt bildet aber der nach dem höchsten Berg Nordamerikas benannte Denali Nationalpark. Geübte Bergsteiger erklettern in mehreren Tagen den Berg (oder kommen dort um), wetterfeste Menschen wandern tagelang im Park immer auf der Hut vor Bären und Elchen oder man durchfährt den Park in einem monströsen Geländewagen mit riesigen Rädern. Man muss dann nicht jeden Fluss und Sumpf durchwaten, sitzt in gefahrloser Höhe und empfindet auf den offenen Sitzen dennoch dick eingemummelt mit Regen, Nebelschwaden und penetranter Kälte Alaska hautnah. Dafür entschädigt die Landschaft mit schroffen Bergen, Schneefeldern, dichten Wäldern, vom Sturm ausgekahlten Hügelkuppen, geisterhaft verdrehten Bäumen und Moos-/Heideflächen. Ein Ranger tut ein Übriges fürs Wohlbefinden, indem er zum Aufwärmen einheimischen Schnaps austeilt, der bis in die Füße durchheizt und ganze Kerle erfordert.

Der nächste Artikel führt in ein Land mit vielen Kirchen, Pyramiden und Skeletten.

Text/Bild: UM

    

    

    

    

  

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