Die Weiten der Mongolei

1. August 2016

Lamas (Mönche), Trampeltiere, Jurten (hier Ger genannt), Sauriereier, Wüste sowie unendliche Weiten kommen in diesem riesigen und kaum bekannten Land zusammen. Landet man in der Hauptstadt Ulan Bator, findet man sich in einer Mischung aus Moderne und Tradition wieder. Hochhäuser und Bauten im stalinistischen Zuckerbäckerstil – übrigens nicht so hässlich wie manche neuzeitliche architektonische Verirrung – erheben sich neben Gersiedlungen. Auch viele städtische Nomaden wohnen lieber zumindest zeitweise in Filzzelten trotz minus 40 Grad im Winter.

Die Horden der Weltenzerstörer Dschingis Khan und Timur Lenk haben sich tief in die europäische kollektive Erinnerung eingebrannt. Umso mehr erstaunt die Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft der Mongolen. Allerdings irritiert die allgegenwärtige Verehrung von Dschingis Khan. – Für die Fahrt ins Land eignen sich robuste russische Kleinbusse. Sie sind etwa so bequem wie ein Traktor der 50er Jahre, haben jedoch Allradantrieb und sind extrem hochbeinig. Das ist unerlässlich, da man über Pisten, durch Wasserläufe und querfeld-, besser „quer- Steppe“- ein rumpelt. Übernachtet wird in Gercamps, Mittagessen unter blauem Himmel eingenommen, kritisch beäugt von halbwilden Pferden, Yakrindern und zweihöckrigen Kamelen (Trampeltieren). Die Landschaft ist in ihrer weiten Unberührtheit gigantisch. Das muss man allerdings auch von einem unvermutet einsetzenden Unwetter sagen, das die Steppe mit Blitz und Donner in Minutenschnelle so unter Wasser setzt, dass man nur unter Mühe ein rettendes Gercamp erreicht.

In den Camps wird man empfangen und verabschiedet nach lamaistischen Traditionen. Milch wird versprüht, um die Luftgeister freundlich zu stimmen. Der Buddhismus lamaistischer (tibetischer) Ausprägung mit seinem Geisterglauben hat sich in der Mongolei trotz brutaler kommunistischer Unterdrückung seit den 1920er Jahren unter dem Eispanzer des Stalinismus erhalten. Fast alle Klöster wurden zerstört. Sie blieben für die Bevölkerung heilige Orte und werden langsam wieder aufgebaut. Einige sind bereits von Lamas  bewohnt.

Vor die Wüste Gobi im Süden des Landes schieben sich einige Sandsteinberge. Hier entdeckte eine amerikanische Expedition Anfang der 1920er Jahre große versteinerte Eier. Damit war nachgewiesen, dass die Saurier sich über Eier fortpflanzten. Dann erreicht man eine  der mythischen Landschaften seiner Kindheitsphantasien: die Wüste Gobi. Im Winter minus 40 Grad, im Sommer plus 40 Grad lassen so gut wie keinen Bewuchs zu. Dennoch leben am Fuß der hoch aufgetürmten Sanddünen Nomaden mit ihren Trampeltieren, Pferden, Ziegen, Schafen und Yaks. Eine faszinierende, fremde Welt!

Dies alles bildet nur einen Teil der vielen Facetten des Landes. Der nächste Artikel stellt den Norden mit Ringkämpfern, Pferderennen und dem kleinen Baikalsee vor.

Text/Fotos:: UM

    

    

  

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