Schmerzt die Kniescheibe?

1. Dezember 2011

Nicht mehr behandeln als nötig und so wenig wie möglich! Neue „Mini-Implantate“ sichern eine schonende Wiederherstellung der Kniebeweglichkeit

Die Kniegelenke gehören zu den am meisten beanspruchten Gelenken im menschlichen Körper. Erkrankungen führen daher sehr schnell zur Beeinträchtigung der Mobilität. Das ausführliche Gespräch mit einem Arzt und eine gezielte Diagnose sind bei Beschwerden unerlässlich. Nur so kann der Arzt gemeinsam mit den Patienten eine Therapie zur bestmöglichen Wiederherstellung der gewohnten Beweglichkeit einleiten.

Die isolierte Schmerzsymptomatik im Bereich der Kniescheibe tritt nicht nur bei älteren Arthrose-Patienten auf. „Oftmals sind auch jüngere, sportlich sehr aktive Menschen davon betroffen, die gerade über ihre stark ausgeprägte Muskulatur und ihre sportliche Aktivität den Anstoß zum Knorpelabbau gegeben
haben“, erklärt Dietmar Jansen, Chefarzt der Unfallchirurgie am Hümmling Krankenhaus Sögel.  Der meist dumpf empfundene Schmerz im Bereich hinter der Kniescheibe verstärkt sich bei Aktivitäten wie Knie beugen, Hocken oder Treppen steigen. Eine häufige Ursache für die Schmerzen hinter der Kniescheibe sind die geschädigten, durch Arthrose veränderten Knorpelflächen des Kniescheiben-Gleitlagers und der Kniescheibe selbst.

„Dieses Krankheitsbild kann anfänglich mit nicht-operativen Methoden therapiert werden“, weist Jansen auf die konservativen Behandlungsmöglichkeiten hin. Wenn aber die isolierte Knorpelveränderungen und Arthrose in diesem Bereich fortgeschritten ist, sollte man sich überlegen, einen isolierten Gelenkersatz durchführen zu lassen, bevor die Arthrose sich auf das gesamte Kniegelenk ausweitet. Bisher wurde im Falle einer Arthrose der Kniescheibe oder des Gleitlagers häufig das gesamte Kniegelenk ersetzt. „Mit einem neuen Implantat, welches für die Behandlung dieser isolierten Arthrose der Kniescheibe entwickelt wurde, kann diese Krankheit gezielt und wesentlich schonender behandelt werden“, so Jansen.

Hierbei wird nur ein kleiner Gelenkanteil des Kniegelenks ersetzt. Nur die Knorpelfläche der Kniescheibe (Patella) und der Gleitrinne am Oberschenkel (Femur) wird durch eine neue künstliche Oberfläche ersetzt. Daher der Name: Patello-Femoraler Gelenkersatz. Die Gleitrinne am Oberschenkel wird mit einem anatomisch geformten Metallimplantat ersetzt und die Rückfläche der Kniescheibe wird mit einem Knopf aus Polyethylen Kunststoff abgedeckt. Alle übrigen Knorpelflächen und Bandstrukturen bleiben erhalten.

Mit diesem Implantat kann also deutlich mehr vom gesunden Knochen erhalten werden. Die ursprüngliche Anatomie wird nachgebildet. Dies ermöglicht ein schmerzfreies Gleiten bei jeglichen Belastungen der Kniescheibe. Der operative Eingriff kann meistens über kurze Hautschnitte (MIS Eingriff: minimal invasive operative Vorgehensweise) erfolgen, was dem Patienten viele Vorteile wie eine schnellere Wundheilung und einen kürzerer Krankenhausaufenthalt bietet.

Nicht mehr behandeln als nötig – nach dieser Maxime ist der isolierte Ersatz des patellofemoralen Gelenks für viele Indikationen die richtige Therapie. „Gerade bei jüngeren Patienten kann mit dieser Methode viel Zeit vor einer eventuellen Totalendoprothese des Knies gewonnen werden. So lässt sich die Versorgung noch genauer auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abstimmen. Partiell auftretende Arthrosen werden gezielt behandelt, gesundes Gewebe geschont“, erläutert Jansen die Vorteile des Eingriffes.

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