Zwischen Klischees und Wahrheiten – Gespräche über meine Heimat

1. September 2011

Da ich nun schon einige Monate in Tübingen wohne, habe ich auch schon ein paar richtige Schwaben in der doch sehr internationalen Studentenstadt kennengelernt. In vielen interessanten Gesprächen habe ich versucht, mehr von dem Land und den Leuten zu erfahren, und bin oftmals auch auf großes Interesse an meiner Heimat und ihren Sitten und Bräuchen gestoßen.

In einigen Punkten stieß ich auf sehr spezielle Ansichten. So konnte ich feststellen, dass das Emsland von hier aus gesehen wohl Küstenlandschaft ist. Tatsächlich bedauerte ich auch ein wenig, dass ich leider verneinen musste. Und mein Gegenüber schien auch ehrlich überrascht, als ich gestand, nicht jeden Tag frischen Fisch zu essen. Offenbar weckte meine geographische Bestimmung des Emslandes im Nordwesten Deutschlands vor allem Assoziationen mit einem Fischervolk in Meeresnähe.

Mit der Verbindung zum ostfriesischen Tee konnte ich mich dann schon eher einverstanden zeigen, wobei mir ein echter Schwabe die traditionelle Zubereitungsweise erklärte: zuerst ein Stück Kluntje in die Tasse, dann den Tee eingießen und zum Schluss mit dem Sahnelöffel  ein Tropfen Sahne. Davon hatte ich bisher auch noch nicht gehört, aber man lernt ja nie aus.

Während ich also zu verdeutlichen versuchte, dass es sich beim Emsland weder um eine ostfriesische noch um eine in unmittelbarer Küstennähe gelegene Region handelte, überlegte ich, welche Wahrzeichen mir denn bei einer verständlicheren Darstellung des emsländischen Charakters helfen könnten.

In der Tat gibt es zwei emsländische Exporte, die auch in Schwaben einem größeren Teil der Bevölkerung bekannt sind: die Meyer-Werft und den SV Meppen. Es war mir also gelungen, zumindest Sögels geographische Lage recht genau zu erklären. Von dem täglichen Fischverzehr und der ostfriesischen Teetied konnte ich meinen schwäbischen Freund nicht abbringen, aber bei Gelegenheit werde ich ihm ein paar emsländische Spezialitäten zukommen lassen.

Text: Josef Becker aus Tübingen

© 2010 Forum Sögel e. V.
Information | Geschichte | Zukunft